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Weltgeist, den Weltgeist zu Pferde gar, in Napoleon. Er<br />
schrieb (1806 an Niethammer): »Den Kaiser diese Weltseele<br />
– sah ich durch die Stadt zum Rekognoszieren hinausreiten,<br />
– es ist in der Tat eine wunderbare Empfi ndung, ein solches<br />
Individuum zu sehen, das, hier auf einen Punkt konzentriert,<br />
auf einem Pferd sitzend, über die Welt übergreift und sie<br />
beherrscht.« Körperliche Kleinheit überkompensierend – ist<br />
das der Schritt ins Große? Sind gerade auch die Philosophen<br />
im Reiche des Geistes die großen Überkompensierer, die<br />
(Zu-)Vielversprecher (vielleicht im doppelten Sinne!),<br />
welche normalen Menschen, gewöhnlichen Denkern,<br />
Wissenschaftlern auf die Nerven gehen – kindlich-kritisch<br />
in ihrem Fragewahn?<br />
Wahndenker – Wahrdenker?<br />
»Sind Philosophen erwachsene Kinder, die sich mit ihrem<br />
eigenen ›Warum‹ auf die Nerven fallen« (gegenseitig – nur<br />
nicht sich selbst – nach dem österreichischen Schriftsteller<br />
Theo Herbst)? Auf die Nerven gehen mit Fragen und<br />
Begriffen – ist das der Philosophen Job? »Er handelte<br />
mit anderer Leute Meinungen. Er war Professor der<br />
Philosophie« (Lichtenberg). Sind wir Handlungsreisende<br />
in Meinungen und Wertungen – hoffentlich auch in<br />
Argumenten! Der Begriffshandel blüht nun schon über<br />
zweieinhalb Jahrtausende …<br />
Nochmals Carl Spitteler, der schrieb: »Der Philosoph<br />
kriecht mit dem Denken hinter sein eigenes Denken und<br />
denkt nun hinter seinem Denken mit dem Denken über das<br />
Denken nach. Das ist philosophisches Denken.« Da kann<br />
das Wörterbuch des Teufels von Bierce nur folgern: »Alle<br />
sind Irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht,<br />
wird Philosoph genannt.«<br />
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