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das Nichtnarrative«, die Wiederauferstehung, Neuanerkennung<br />

der kleinen lokalen Geschichten, erzählenden Rechtfertigungs-<br />

»Diskurse«. Discours oblige, dissentiment oblige – vivent les<br />

différences! »I’ll teach you differences«, wollte auch der späte<br />

Wittgenstein – der erste postmoderne Philosoph? – seinen<br />

Philosophischen Untersuchungen als Motto voranstellen. F.<br />

Jameson stilisierte die »Heterogenität« und »fundamentale<br />

Diskontinuität« postmoderner Kunstwerke in dem Schlagwort:<br />

»Differenz verbindet«. Über und im Dissens nur besteht Einigkeit.<br />

Die Paradoxie der Postmoderne?<br />

11 Ähnlich wie jener amüsante eines bekannten altgermanistischen<br />

Exkollegen, der aus dem Sprichwort fl ugs erschloß: »Wenn<br />

›Müßiggang aller Laster Anfang‹ ist, dann muß folgerichtig<br />

Fleiß Ursprung aller Tugend sein – was ebenso unsinnig ist, wie<br />

es in einer durch Konkurrenz und Rivalität bestimmten Sozietät<br />

eingängig klingt« (Zeit, 25/1974); so also schloß er palmströmisch<br />

»messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf«. »Aber,<br />

aber, mein Kind«, ermahnte die Herzogin Alice, »alles hat seine<br />

Moral, man muß sie nur herausfi nden.«<br />

12 Sokrates soll nach Platons Gastmahl (220) im Felde vor der<br />

Schlacht von Potidaia (432) einen ganzen Tag und eine ganze<br />

Nacht auf der Stelle stehend nachgedacht haben – ohne jede<br />

Bewegung: »In irgendeinen Gedanken vertieft, stand er nämlich<br />

vom Morgen an auf demselben Fleck und überlegte, und als<br />

es ihm nicht gelingen wollte, gab er nicht nach, sondern blieb<br />

nachsinnend stehen. Inzwischen war es schon Mittag geworden;<br />

da merkten es die Leute, und verwundert erzählte es einer dem<br />

anderen, daß Sokrates schon seit dem Morgen dastehe und über<br />

etwas nachdenke. Schließlich, als es schon Abend war, trugen<br />

einige von den Ioniern, als sie gegessen hatten, ihre Schlafpolster<br />

hinaus (damals war es Sommer); so schliefen sie in der Kühle<br />

und konnten gleichzeitig beobachten, ob er auch in der Nacht dort<br />

stehen bleibe. Und er blieb wirklich stehen, bis es Morgen wurde<br />

und die Sonne aufging. Dann verrichtete er noch sein Gebet an die<br />

Sonne und ging weg.«<br />

Wittgenstein dagegen forderte Beweglichkeit: »Es ist für mich<br />

wichtig, beim Philosophieren immer eine Lage zu verändern,<br />

nicht zu lange auf einem Bein zu stehen, um nicht steif zu werden.<br />

Wie, wer lange bergauf geht, ein Stückchen rückwärts geht, sich<br />

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