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»Alle Systeme der Philosophen sind ja nur Glossen zu<br />
großen Persönlichkeiten« – schön war es, wenn Hugo Ball,<br />
der Dadaist, damit recht hätte.<br />
Wenn der Präsident der Deutschen Forschungs–ge–<br />
meinschaft, Hubert Markl, markig feststellte: »Die<br />
gefährlichsten Schwachstellen der Wissenschaft sind<br />
meist nicht schwache Strukturen, sondern schwache<br />
Figuren«, wieviel mehr müßte das für die stärker per–<br />
sönlichkeitsabhängige Philosophie gelten! Doch kann<br />
manchmal hier auch Größe gefährlich werden. Man denke<br />
an die Diktatur in Platons Gesetzen oder an Marx.<br />
Philosophen: die Spezialisten für die außergewöhnlichen<br />
Ideen, ist das aber eine richtige Kennzeichnung der<br />
Philosophie? Vielleicht eine Charakterisierung einiger<br />
der wirklich Großen unseres Metiers, aber meist sind<br />
Philosophen natürlich eher Kärrnerarbeiter am Begriff,<br />
die Otto-Normal-Arbeiter der Vernunft, die versuchen,<br />
kleine begriffl iche Ausarbeitungen und Analysen großer<br />
Lebensprobleme vorzunehmen: »kleine Philosophen«<br />
(nach Cicero: »minuti philosophi« – was später leider zum<br />
Schimpfwort geriet: »klein« sind immer nur die anderen<br />
Denker!). Handelt es sich häufi g auch um haarspaltende<br />
Pedanten –, so wenigstens nicht des Kleingeistes, sondern<br />
– des Großgeistes. Philosophen also, so wiederum die<br />
Fliegenden Blätter, als »Wiederkäuer des Geistes« oder gar<br />
– so ließe sich das kongenial abwandeln – als »Wiederkäuer<br />
des Weltgeistes«? »Philosophen sind die ABC-Schützen des<br />
Weltgeistes«, konstatierte immerhin dieselbe Quelle.<br />
Max Scheler sagte zu dem darob entsetzten Hans-Georg<br />
Gadamer: »Finden Sie nicht, daß Philosophie so etwas wie<br />
das Ziehen von Puppen an Drähten ist?« Sollte nun wohl<br />
der Philosoph noch der Drahtzieher des Weltgeistes sein?<br />
Der philosophische Sachwalter des Weltgeistes im Rei che<br />
der denkerischen Zumutbarkeiten, Hegel, sah den wahrhaften<br />
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