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Philosophie zu gehören«! Ist Philosophie in Abwandlung des<br />
berühmten Wortes von Karl Kraus über die Psychoanalyse<br />
sozusagen »die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält«?<br />
»Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit«,<br />
meinte ausdrücklich Wittgenstein, glücklicherweise gibt es<br />
dafür »Methoden, gleichsam verschiedene Therapien«. Sie<br />
seien – so Arthur C. Danto – »Rehabilitationsprogramme<br />
für konvaleszente Metaphysiker«. Das bezogen sinngemäß<br />
Wittgenstein und er zweifellos auf die Analytische<br />
Philosophie. O-Ton Danto: »Sie hatte ihre Hoffnung in eine<br />
Art Gespensteraustreibung aus den Welten vergangener<br />
Philosophen gesetzt.« Die Hoffnung freilich habe getrogen:<br />
Der therapeutische Ansatz sei aufgegeben worden.<br />
Philosophie ist also nicht nur sozusagen »abstrakte<br />
Geschichte«, wie der Aphoristiker Hans Lohberger gesagt<br />
hat, sondern »ein langes Gespräch mit uns selbst«, »die<br />
Erkenntnis inneren Lebens nach außen gebracht«: Selbsttherapiegruppe<br />
der »Institution in einem Fall« (Gehlen):<br />
des heute generell gefährdeten Individuums? Handelt<br />
es sich nun um einen Dialog mit dem Ich oder um eine<br />
Auseinandersetzung mit dem impliziten Über- Ich in<br />
der Sprache? Philosophie ist jedenfalls ein Versuch der<br />
Rechenschaftslegung, bei dem man sich Rechenschaft gibt<br />
über die gegenwärtige Verfassung der Welt in allgemeinsten<br />
abstrakten Begriffen, welche die entsprechende Sicht<br />
der gesamten Welt bezeichnen oder zu charakterisieren<br />
versuchen, wobei man sich aber auch eine Übersicht zu<br />
erarbeiten sucht über die Traditionen, die zu der Entwicklung<br />
solcher Perspektiven geführt haben. Erst mit der Kenntnis<br />
dieser Tradition ist kritische Erkenntnis möglich.<br />
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