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ein Paradox, Liberalisierung oder Bedeutungswandel der<br />

Vernunft in Richtung einer selbstbeschlossenen, doch<br />

allgemeingültigen Anerkennung der Gerechtigkeit, der<br />

Rechte anderer und der Kommunikation mit ihnen (à la<br />

Habermas)? Das Paradox ist nicht so widersinnig, wie es<br />

scheint. »Die grübelnde Vernunft dringt sich in alles ein«<br />

(Lessing) – ins Große wie ins Kleine. Auch die Vernunft<br />

befolgt Gelegenheit, nimmt Okkasion und Chance. Diese<br />

»Gelegenheitsvernunft« (so nennt sie der seit kurzem bei<br />

uns philosophierende Spinner: Nomen non est omen – wie<br />

viele Philosophen hinsichtlich ihrer Lehre, ist auch er eine<br />

lebende Widerlegung seines Namens) ist die Vernunft en<br />

miniature, die Vernunft der Lebensweisheit der beherzigten<br />

Aphorismen. Eine »Kritik der kleinen Vernunft« tut not.<br />

Hat die vielbeschworene Weisheit in der okkasionellen<br />

Vernunft ihr Zukunftsziel? Mikrovernunft der Situationen<br />

– einzige ökologische Nische der Weisheit – angesichts der<br />

großen Unvernunft des Ganzen? Ist das ein postmoderner<br />

Widerruf der Grundsatzweisheiten dieses unseres Abendlan<br />

des? Fragen; Fragen … Offene, unvollendete. Der<br />

Status nascendi, bleibende Geburtswehen, und die ewige<br />

Unvollendetheit scheinen das Schicksal der Philosophie<br />

zu sein: dynamischer Zoom des Seins? Nein, des<br />

unverbesserlichen(?) Werdens.<br />

Dialektik der Weisheit(sfreunde)<br />

Auch Kant betont die prinzipielle Unvollendetheit der<br />

Weisheit: »Philosophie ist«, sagt er, »für den Menschen<br />

Bestrebung zur Weisheit, die jederzeit unvollendet ist.«<br />

Werden Philosophie und Philosophen also niemals reif?<br />

(»Reif ist, wer auf sich selbst nicht mehr hereinfällt«,<br />

erkannte Heimito von Doderer. Und welcher Philosoph ist<br />

schon so weit?) Kant jedoch sagt zugleich auch: »Philoso-<br />

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