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Anaxarchos, den Anaxarchos zerstampfst du nicht!« (Hatte<br />
nicht Anaxarchos gelehrt: »Man muß der passenden Zeit<br />
Maße kennen; denn das ist der Weisheit Grenzstein. Die<br />
freilich, welche außerhalb der passenden Zeit ihren Spruch<br />
absingen, mag er auch an sich verständig sein, erhalten den<br />
Vorwurf der Torheit, da sie in der Weisheit nicht Klugheit<br />
mitverwenden«?)<br />
Ähnlich extrem schrieb sein Brieffreund Epikur: »Wenn<br />
der Weise im Stiere des Phalaris gebraten wird, wird<br />
er ausrufen: ›Es ist lustvoll und geht mich nichts an!‹«<br />
Philosophen gab’s anno dazumal. Und heute?<br />
Heute scheinen – im Westen – die Philosophie und die<br />
Philosophen nicht mehr staatsgefährdend: Man tötet keine<br />
Philosophen mehr – im Westen. Es bestehe auch keine<br />
Notwendigkeit, das noch töten zu wollen, was schon tot ist,<br />
meinte der Historiker Durant. Tot, scheintot? Scheintote im<br />
Reiche des Geistes scheinen manchmal besonders zählebig<br />
zu sein. Schwelbrände fl ammen wieder auf.<br />
»Die Welt ist anders, als sie scheint«<br />
»Die Philosophie ist etwas, dem man nicht ausweichen<br />
kann« (Ortega y Gasset), selbst wenn »das Man« (so nennt<br />
Heidegger bekanntlich die Alltagsmentalität) dies ständig<br />
versucht. Denn die Philosophie »ist das allgemeine,<br />
geschmeidige, nicht durch einen Zweck gefesselte<br />
Denken, das immer neue Erfahrungen sammelt, sich<br />
nach allen Dimensionen wendet und sich unaufhörlich<br />
selber berichtigt«, so der Theologieprofessor Ernst Wilhelm<br />
Eschmann. Oder in den Worten von Eugen Roth<br />
ist das Philosophieren eine Sache der Standpunkte und<br />
Perspektiven:<br />
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