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Man könnte in weniger verstiegener Sprache – in Anleh–<br />
nung an ein etwas bissiges Bonmot des allbekannten Herrn<br />
Anonymus über die Philologie 5 , diese sei »die Ersetzung<br />
der Texte durch Texte« – formulieren: Philosophie sei die<br />
Ersetzung dunkler Texte durch dunkle(re) Deutungen – eine<br />
etwas sarkastische, ironische, aber vielfach wohl doch nicht<br />
ganz unzutreffende Charakterisierung. Nach Murphys Gesetz 6<br />
läßt sich eine Folgerung aussprechen, die philosophische<br />
Relevanz für diese Defi nition hat: »Unklarheit ist eine<br />
unveränderliche Größe« (Hartz’ Unsicherheitsfaktor). Der<br />
Schweizer Literat Carl Spitteler meinte, die philosophische<br />
Sprache sei »nicht etwa tiefsinnig und dunkel, … sondern<br />
nebelregennaßnächtern« und hantiere »mit vertrockneten,<br />
ihres Inhalts künstlich entleerten Worten, den sogenannten<br />
Begriffen, die kaum mehr Leben besitzen als Zahlen«.<br />
»Nebelregennaß«, aber mit »vertrockneten« Begriffen<br />
arbeitend? Die Literatenlogik bedürfte auch ein wenig der<br />
begriffl ichen und aussagenlogischen Klärung.<br />
Philosophie ist zweifellos Hantieren mit Begriffen, Sisyphosarbeit<br />
des Begriffs (abgewandelt nach Hegels »Arbeit<br />
des Begriffs«), höhere, aber ernstgemeinte Sophisterei<br />
oder »sophiste Ziererei«, wie meine Frau zu sagen pfl egt.<br />
Philosophen – die »Begriffsentwickler oder -verwickler«?<br />
Man »denke an neapolitanische Buben, die Professoren<br />
einst ›Begriffi ‹ nannten, ohne zu wissen, was das bedeutet,<br />
sie hörten nur, wie die Herren, Hegelianer damals,<br />
andauernd über ›Begriffe‹ disputierten. Oft scheint mir,<br />
ich säße unter der Hintertreppe neapolitanischer Bengel<br />
und hörte sie frotzeln: ›Begriffi ! Begriffi !‹,« schreibt der<br />
Schweizer Schriftsteller Kurt Marti. Zwar sind alle diese<br />
Kennzeichnungen überpointiert, aber ein bißchen recht<br />
haben die kleinen Bissigkeiten doch, so daß man sie zu<br />
Anfang einer Einführung durchaus Revue passieren lassen<br />
mag: Man kann einiges auch daraus lernen.<br />
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