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»Die Philosophie« »darf«, nach Wittgenstein, »den tatsächlichen<br />
Gebrauch der Sprache in keiner Weise antasten, sie<br />
kann ihn am Ende nur beschreiben. Denn sie kann ihn auch<br />
nicht begründen. Sie läßt alles, wie es ist.« Sie rennt nicht<br />
nur gegen die Wände der Sprachtradition, in die der Geist<br />
eingepfercht ist, sondern sie rennt nur offene Türen ein<br />
(niemals freilich mit dem Kopf durch die Wände): »Eines<br />
bleibt keinem Philosophen erspart«, meinte schon Christian<br />
Morgenstern: »das Offene-Türen-Einrennen. Dreiviertel<br />
seiner Kraft geht darauf fl öten«. Das stimmt sehr gut mit<br />
Wittgensteins Auffassung überein: »Die Philosophie stellt<br />
eben alles bloß hin, und erklärt und folgert nichts. – Da alles<br />
offen daliegt, ist auch nichts zu erklären. Denn, was etwa<br />
verborgen ist, interessiert uns nicht. ›Philosophie‹ könnte<br />
man auch das nennen, was vor allen neuen Entdeckungen<br />
und Erfi ndungen möglich ist … Die Arbeit des Philosophen<br />
ist ein Zusammentragen von Erinnerungen zu einem<br />
bestimmten Zweck.« Nun, zu welchem Zweck? Zum<br />
Album bunter Begriffl ichkeiten? Wiederum Lichtenberg:<br />
»Philosophie ist immer Scheidekunst …, der Philosoph<br />
gibt uns die reinen Sätze«, glaubte er.<br />
Utopisches Idealziel, was den zweiten Teil betrifft? Der<br />
Zweck ist in der Tat Klärung, Vermeidung von begriffl ichen<br />
Schwierigkeiten. »Die deutschen Begriffe wieder zu klaren<br />
herabstimmen«! (Lichtenberg)<br />
Doch ist Begriffsklärung schon alles?<br />
Klärung der Klärung<br />
Ist Philosophie eigentlich nur ein Geschäft der Klärung,<br />
eine Disziplin der Begriffserklärung? Nun, das ist natürlich<br />
ein wenig zu kurzschlüssig, zu pessimistisch, zu passivistisch<br />
ausgedrückt.<br />
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