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so verzweifelt Hermotimus auch – etwas zu plötzlich, fi nde ich;<br />
doch das gebieten die Gesetze der philosophischen Komödie – an<br />
seinem philosophischen Lebenswandel, gibt den Stoizismus und<br />
das philosophische Streben/Leben auf: »Wenn ich künftig jemals<br />
wieder einem Philosophen von Beruf auf der Straße begegne,<br />
werde ich mich von ihm wegwenden und ihm aus dem Wege<br />
gehen wie einem tollwütigen Hunde.«: Denker von Profession<br />
– auch werdende – haben es doch schwer!<br />
22 Wohlgemerkt: Arbeit des Begriffs, nicht wirkliche Arbeit nach<br />
halbgesundem Menschenverstand. Hatte nicht Marx den Menschen<br />
selbst als das arbeitende Wesen charakterisiert – und nicht<br />
etwa als das philosophische Tier oder den ideologischen Affen,<br />
das symbolische Wesen (Cassirer)? Gabriel Laub erkennt in<br />
seinem Essay »Das Geschäft des Philosophen« (1984) als den<br />
»ersten Grundsatz eines Philosophen, nicht zu arbeiten«: »Die<br />
einzige Arbeit, die sie – die Philosophen – haben, ist, eine gute<br />
Begründung für ihr Nichtstun auszudenken. Dies dürfte ihnen<br />
nicht schwerfallen, Denken gehört ja zu ihrem Beruf.« Der<br />
prominente, angeblich witzige amerikanische Comic-Kater<br />
Garfi eld sieht es wohl auch so, heißt es doch von ihm: »Garfi eld<br />
schläft sich durch: frech, fett, faul und – fi losofi sch«. Moderner,<br />
analytisch scharf, frühwittgensteinianisch philosophierte dagegen<br />
Snoopy (s. folgendes Bild). Im Gegensatz zu Garfi eld und Laub<br />
bin ich, werde ich wohl nie ein Philosoph: »Es geht bergab<br />
mit mir. Ich schaffe bereits aus innerer Notwendigkeit« (auch<br />
Laub). Oder genüge ich doch diesem ersten Grundsatz, wie mein<br />
vierjähriger Sohn es einst sah: Am Telefon befragt: »Ist dein Vater<br />
da? Arbeitet er?«, antwortete er: »Nein! Der sitzt nur in seinem<br />
Zimmer und unterstreicht in Büchern!«<br />
22a Ludwig Marcuse, der illusionslose Sophobelletrist und<br />
Pessimist der Reife, urteilte realistischer: »›Leben und<br />
Philosophieren ist nicht zweierlei … nicht einmal immer bei<br />
Philosophieprofessoren.‹ … Der berühmte Satz ›Erst leben, dann<br />
philosophieren‹, macht aus dem Philosophieren einen Luxus,<br />
der nicht zu verachten ist. Nur steht es nicht so paradiesisch um<br />
den Menschen, daß er sich Philosophieren (nur, H. L.) als Luxus<br />
leisten kann.« Soweit der pessimistische Autor der Unverlorenen<br />
Illusionen, der wohlproportioniert eine Philosophie des Glücks<br />
und eine Philosophie des Un-Glücks in ein und demselben Verlag<br />
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