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den er bewußt voreilig 1937 als Fünfundsechzigjähriger<br />

veröffentlichte und auf sein »Verspätetes Hinscheiden«<br />

1962 terminierte (er starb übrigens achtundneunzigjährig<br />

1970, hätte also fast Fontenelle erreicht! Jedenfalls überlebte<br />

er seine Vorausschätzung zäh und selbstironisierend um<br />

gute acht Jahre [nicht nur Selbstkritik, Selbstironie hat viel<br />

für sich: Vielleicht ist dennoch Hoffnung für unsereinen im<br />

Busch – wenn nicht nur im Wilhelm Busch]) entgegen dem<br />

Satze Russells über Russell: »Er war der letzte Überlebende<br />

einer versunkenen Epoche.«<br />

Das Fremdsein gegenüber dem Alltagsleben braucht<br />

aber an sich nicht lächerlich zu wirken. Es kann auch als<br />

das Ganz-Andere Bewunderung auslösen, alternativ und<br />

repräsentativ sein, kann als Werbung oder Alibi ausgenutzt<br />

werden: Einem deutschen Philosophen, der, zu einer New<br />

Yorker Bankertagung geladen, fragte, ob er dort nicht am<br />

falschen Platze sei, soll bedeutet worden sein: »You are<br />

here for representing the values.« Der Philosoph ist eben ein<br />

Theoretiker. »Ein Theoretiker ist ein Mensch, der praktisch<br />

nur denkt« (Süddeutsche Zeitung) – im Unterschied zum<br />

Praktiker, »einem Menschen, der nur praktisch denkt«.<br />

Doch hatten auch große Philosophen ein Verhältnis zum<br />

praktischen Lebensbedarf. Irgendwo las ich: »Man bot<br />

kürzlich für ein 13-Zeilen-Manuskript des Philosophen<br />

Immanuel Kant 9500 Mark.« Zu dessen Lebzeiten hono rierte<br />

ihm Hartknoch in Riga seine Hauptwerke Kritik der reinen<br />

Vernunft und Kritik der praktischen Vernunft mit 220 bzw.<br />

700 Talern. »Dazu gab es – Muse verhülle dein Haupt – 16<br />

Göttinger Würste und 2 Pfund Schnupftabak als Zugabe.«<br />

Es muß ja nicht immer (wenn auch meist) sich das Wort<br />

von der philosophischen Kirchenmaus bewahrheiten, wie<br />

es schon im 14. Jahrhundert von dem Politiker und Poeten<br />

Geoffrey Chaucer kolportiert wurde: »But al be that he was<br />

a philosophre. Yet hadde he but litel gold in cofre.« »Bist<br />

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