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Sisyphosprobleme: Was tut der Wind,<br />
wenn er nicht weht?<br />
In der Tat stellt sich heraus, daß die Entdeckung von<br />
Problemen und neuen Problemsichten oder -perspektiven<br />
ein ganz entscheidender Fortschritt in der Philosophie sein<br />
kann, mit anderen Worten (und das ist wichtig festzuhalten):<br />
Es kommt u. U. gar nicht so sehr darauf an, Probleme so zu<br />
lösen, daß man ihre Lösungen schwarz auf weiß – und sei<br />
es ungedruckt – nach Hause tragen und in seinem (eventuell<br />
mentalen) Aktenschrank abheften kann, sondern es kommt<br />
eher darauf an, die Probleme wirklich zu erleben, zu<br />
durchdenken, durchzuarbeiten, klarzustellen, zu präzisieren,<br />
mit den Problemen zu kämpfen, die Fragen klarzulegen und<br />
möglichst auszubreiten. Bisweilen ist es eine sehr viel größere<br />
Entdeckung, ein wirklich neues Problem zu formulieren, zu<br />
entdecken, als etwa ein kleines, schon gestelltes Problem<br />
scheinbar oder wirklich zu lösen. »Es ist schon so: Die<br />
Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht. Denkt<br />
an die Frage jenes Kindes: ›Was tut der Wind, wenn er nicht<br />
weht?‹« (Kästner) (Philosophen und Kinder: »So ihr nicht<br />
werdet …«; erst neuerlich entwickelt sich eine Philosophie<br />
für Kinder. »Mit dem Philosophieren soll man getrost schon<br />
in der Jugend beginnen«, empfahl der durchaus nicht platt<br />
hedonistische Philosoph der Glückseligkeit, Epikur, »aber im<br />
Alter auch nicht müde davon ablassen«: für das Bemühen um<br />
die Gesundheit der Seele sei es nie zu früh oder zu spät …)<br />
In der Tat muß man sagen, daß die meisten großen Entdekkungen<br />
in der Philosophie eigentlich Problementdeckungen<br />
in diesem Sinne gewesen sind. Das heißt, daß man oft<br />
durch eine neue Sicht, eine neue Problemsicht ein ganzes<br />
Feld von Fragestellungen, die eine ganz neue Perspektive<br />
eröffneten, aufschloß. Diese wiederum führten zu einer<br />
großen Vielzahl anderer Probleme: Eine Selbstfortsetzung<br />
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