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der Substantivierungen in) der Ersten Person, gegen die<br />

altabendländische Subjektphilosophie und gegen die Verding -<br />

lichung innerer Zustände. Zumal die Erfi ndung des Subjekts<br />

erscheint als der entscheidende Sündenfall. Doch solche selbst -<br />

zentrierten Sünden sind verführerisch. »›Ich‹ benennt keine<br />

Person«, meint Wittgenstein. ›Ich‹ ist ein Zeiger-Wort: »Ich spiele<br />

es«: Das Wort, das Sprachspiel mit ›ich‹, ›Selbst‹. Ist aber das<br />

Selbst nur eine »eigentümliche Bewegung im Kopf und zwischen<br />

Kopf und Kehle«, wie William James ironisierte? Worauf will<br />

Wittgenstein hinaus? »Darauf, daß es sehr verschiedene Kriterien<br />

der ›Identität‹ der Person gibt.« Das kontinuierliche Spiel mit<br />

der Ich-Kontinuität ist zum guten Teil Sprachkonstrukt und<br />

Interpretation: »We all invent our pasts, more or less« (John Barth).<br />

›Ich‹: eine postmoderne Widerspiegelung oder Konstruktion, eine<br />

geniale Erfi ndung – der Sprache: ein Spiel der Spiele mit den<br />

Worten. Mehr nicht? Das reicht denn doch wohl nicht.<br />

15a Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der<br />

Biologe und Ökosystematologe Hubert Markl, hat gar den<br />

bibliogenetischen Kreislauf entdeckt, »in dem Professoren uner -<br />

müdlich Bücher lesen, um Bücher zu schreiben, die Professoren<br />

lesen, damit sie Bücher für Professoren schreiben können«. Und<br />

er fügt hinzu: »Wer möchte überhaupt verkennen, wieviel im<br />

akademischen Ökosystem ständig selbststabilisierend im Kreise<br />

läuft?« Hier »hängt immer alles mit allem zusammen. Fazit: Es<br />

kann einer nichts tun, ohne daß nicht wenigstens ein Kollege<br />

daran Anstoß nimmt«. Das klingt fast wie die berühmte Erfi ndung<br />

des Philosophieprofessors (s. S. 49). Zu diesem seltsamen Tier<br />

fühlen sich nach Markl auch manche exakten Wissenschaftler<br />

hingezogen: »Es sind sogar Fälle bekannt geworden, in denen z.B.<br />

Physiker so lange in die Gegenrichtung ihrer Fachentwicklung<br />

bohrten, bis sie … auf der Gegenseite der Wissenssphäre bei den<br />

Philosophen wieder herauskamen, dort selbst, des Werdeganges<br />

wegen, teils verspottet, teils bewundert.« Markl faßt all das im<br />

zweiten thermodynamischen Hauptsatz der Wissenschaft zusammen:<br />

»Bei allen wissenschaftlichen Anstrengungen kommt<br />

heiße Luft heraus, im Glücksfall nicht nur sie. Oder mit anderen<br />

Worten: Was immer Wissenschaftler tun, die Unordnung im<br />

System nimmt dabei immer zu.«<br />

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