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ZBORNIK - Matica srpska

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men von Arbeiten an, die außerhalb der jachad el 15 durchgeführt<br />

wurden und ebenfalls zu deren finanzieller Stärkung beitrugen: Alles,<br />

was sie als Lohn für das Tagwerk erhalten, behalten sie nicht<br />

für sich selbst, sondern legen es vor allen nieder, damit es zur gemeinsamen<br />

Verfügung steht für die, welche sich davon bedienen<br />

wollen. 16 Es muss also eine Gemeinschaftskasse der Essener gegeben<br />

haben. Da sie über das Land verstreut in den Dörfern und<br />

Städten wohnten, werden neben einer überregionalen auch verschiedene<br />

regionale Gemeinschaftskassen vorhanden gewesen sein, die<br />

von den jeweils vor Ort zuständigen Mitgliedern verwaltet worden<br />

sind: Wenn sie alle ihren Lohn für die verschiedenen Gewerbe empfangen,<br />

so übergeben sie ihn einer einzigen Person, nämlich dem<br />

von ihnen erwählten Verwalter. Nachdem dieser die Mittel in Empfang<br />

genommen hat, kauft er sofort das Nötige und sorgt reichlich<br />

für Nahrung und die übrigen Dinge, derer das menschliche Leben<br />

bedarf. 17<br />

Übereinstimmend schildern die antiken Quellen, dass die Essener<br />

ein überaus einfaches und gottgefälliges Leben geführt haben.<br />

So lesen wir beispielsweise bei Philon: Sie teilen täglich dieselbe<br />

Lebensweise und den gleichen Tisch, sie haben dieselben Neigungen,<br />

lieben die Einfachheit und verabscheuen den Luxus wie eine<br />

Pest für Seele und Leib. 18<br />

Berichte über drückende Armut, die Sorge für Witwen und<br />

Waisen finden sich nirgends. Die einzigen Belege auf eine wie auch<br />

immer geartete soziale Fürsorge beziehen sich bei Philon auf Kranke<br />

und Greise: Die Kranken vernachlässigt man nicht deshalb, weil<br />

sie nichts hervorbringen können, denn das, was sie brauchen, um<br />

für die Kranken zu sorgen, steht ihnen ja durch ihr gemeinsames<br />

Vermögen zur Verfügung, so dass sie sich nicht scheuen brauchen,<br />

dafür große Ausgaben aufzuwenden. Den Greisen erweisen sie ihrerseits<br />

Achtung und Sorge, wie leibliche Kinder ihre Eltern mit großer<br />

Freigiebigkeit unterstützen, und leisten ihnen Hilfe mit ihren<br />

Händen und umheben sie mit tausend Aufwartungen. 19 An anderer<br />

Stelle lesen wir: Wenn einer von ihnen krank wird, so wird er auf<br />

Kosten der Gemeinschaft behandelt und mit den Sorgen und Aufwartungen<br />

aller umhegt. Wenn auch die Greise selbst keine Kinder<br />

haben, so werden sie doch wie Väter versorgt, nicht nur von vie-<br />

270<br />

15 d.i. die Gemeinschaft Gottes.<br />

16 Philon Quod omnis probus liber sit § 86.<br />

17 Philon Apologie der Juden § 10.<br />

18 ebenda § 10.<br />

19 Philon Quod omnis probus liber sit § 87.

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