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ZBORNIK - Matica srpska

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diese (eben zitierten) Verse zu Odysseus sagen." 31 Hippias wählt<br />

also für Achill zwei Adjektive, von denen das eine bei Homer gar<br />

nicht vorkommt (Âplo‡j), das andere nie für Achill oder einen anderen<br />

Helden, sondern nur für eine zuverlässige Spinnerin; 32 Odysseus<br />

dagegen charakterisiert der Sophist erst durch polÿtropoj, das<br />

auch Homer für Odysseus gebraucht, und zwar gleich im ersten<br />

Vers der Odyssee, wohl eher in positiver Bedeutung (“viel herumgekommen"),<br />

dann durch feyd0j, das Homer auch nicht kennt, der<br />

nur einmal Priamos feÿsthj verwenden läßt, als er seine neun<br />

untüchtigen Söhne schilt. 33 Ebenso bedeutsam wie die Wortwahl ist<br />

die Tatsache, daß Hippias auch die von Sokrates durch seine eingangs<br />

gestellte Frage nahegelegte Beschränkung auf zwei Helden<br />

übernimmt. Dadurch wird Sokrates ermöglicht, eine für ihn typische<br />

Beweisführung zu beginnen, zunächst ausgehend von zwei mit Hilfe<br />

neuer Formulierungen gegensätzlich charakterisierten Personen, erst<br />

als Èlhu0j (“wahrhaftig") und feyd0j (“Lügner": 365 C 3—4). Er<br />

stellt dann, Homer beiseite schiebend (365 C 8—D 1) und zugleich<br />

den Plural wählend, die Frage, ob die Lügner unfähig seien, etwas<br />

zu tun, oder fähig (Èdÿnatoå ti poieìn oder dynatoå ti poieìn:<br />

365 D 6—7). Und nachdem Hippias eingeräumt hat, die Lügner<br />

seien zu vielem anderen fähig und dazu, Menschen zu betrügen<br />

(365 D 7—8), bringt Sokrates ihn dazu, noch mehrere weitere<br />

Schlußfolgerungen zu akzeptieren: Die “Fähigen" sind “gewandt"<br />

(dynatoå — polÿtropoi: 365 E 1—2) und die “Gewandten" sind<br />

“verständig" (polÿtropoi — crÃnimoi: 365 E 2—6) und die “Verständigen<br />

verstehen, was sie tun" (ñpåstantai: 365 E 6—9) und<br />

deswegen sind sie kundig zu betrügen (365 E 10—366 A 1), bis<br />

Hippias bereit ist zuzugestehen, daß “die Lügner fähig und verständig<br />

und verstehend und kundig im Hinblick auf das sein müssen,<br />

was sie lügen. 34 Es ist hier nicht notwendig, Sokrates' Argumentation<br />

weiter zu verfolgen; dann es ist hinreichend deutlich geworden,<br />

31 Cf. ñn toÿtoij dhloì toìj ¿pesin tÁn trÃpon Ñkatçroy to‡ ÈndrÃj,<br />

¤j ã mÇn 'AxilleŸj eÄh Èlhu0j te kaÆ Âplo‡j, ã dÇ 'OdysseŸj polÿtropÃj<br />

te kaÆ feyd0jÞ poieì g2r tÁn 'Axhllça eøj tÁn 'Odyssça lçgonta ta‡ta t2<br />

¿ph (365 B 3—6); es sollte nicht übersehen werden, daß Homer nach Hippias'<br />

Wiedergabe Achill diese Worte eøj tÁn 'Odyssça sagen läßt, nicht über ihn.<br />

32 Der Dichter verwendet nur ÂploÔj für einen einfachen, nicht gefalteten<br />

Mantel und Èlhu0j (abgesehen von der Spinnerin: M 432—435) nie auf Personen<br />

bezogen, sondern im Neutrum: Èlhuça neben Èlhueåh).<br />

33 Eher “viel herumgekommen" als “verschlagen"; Homer legt es sonst nur<br />

einmal Kirke zu einer eher positiven, bewundernden Charakterisierung des Odysseus<br />

in den Mund: k 330—332; zu antiken Kontroversen über die Bedeutung vom<br />

polÿtropoj s. A. 37; zu feÿsthj s. W 260—262.<br />

34 Cf. toŸj feydeìj càj eÖnai dynatoŸj kaÆ cronåmoyj kaÆ ñpist0monaj<br />

kaÆ socoŸj eøj Êper feydeìj; dazu Hippias: chmÆ g2r o5n (366 A 2—4).<br />

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