No 96 - IUMSP
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Erfolgreich wurde im Jahr 2002 die ‘Hepatitis-B-Impfaktion für Sexarbeiterinnen’ durchgeführt<br />
29 , die neben der Impfung auch zum Ziel hatte, die Sexarbeiterinnen, die das öffentliche<br />
Gesundheitsangebot nicht nützen können, gleichzeitig für die HIV/Aids-, sowie andere STD-<br />
Prävention zu sensibilisieren. Rund 250 Frauen nutzten das Angebot der Impfung. Diese<br />
Aktion ermöglichte Kontakte zu neuen und vorher nicht erreichbaren Etablissements. Ausser<br />
bei Afrikanerinnen war die Impfaktion bei allen erreichten Frauen beliebt. Für die nächste<br />
Aktion wird deshalb speziell eine afrikanische Mediatorin angestellt werden.<br />
Die lateinamerikanische Fachfrau von Aliena wendet sich in erster Linie an Frauen ihrer eigenen<br />
Kultur, erreicht aber auch Afrikanerinnen und andere. Die ideal gelegenen Lokalitäten von<br />
Aliena eignen sich für längere Gespräche und Beratungen oder auch Gruppenangebote. Sie<br />
werden bereits gut frequentiert, die tägliche Präsenz der Fachfrau im Büro oder in den umliegenden<br />
Bars garantiert eine hohe Sichtbarkeit. Die Arbeit von Aliena ist ergänzend zu derjenigen<br />
des APiS-Projekts, indem sie den einzelnen Frauen weitergehende individuelle Begleitung<br />
und Unterstützung anbieten kann. Die Stelle vermittelt Kontakte zu Ärzten, besonders für den<br />
HIV-Test, den Schwangerschaftstest und für den Verschrieb der postkoïtalen Verhütung.<br />
Die Mitternachtsmission und das Aidspfarramt ergänzen das Angebot des Programms APiS in<br />
derselben Weise wie Aliena, wobei sie ihre Arbeit nicht auf die Migrant-Sexarbeiterinnen<br />
beschränken. Die Mitternachts-Mission stellt aber fest, dass ihr Angebot ebenfalls bei Lateinamerikanerinnen<br />
am willkommensten ist, während viele Schweizerinnen Angst und Skepsis<br />
zeigen. Afrikanerinnen werden erreicht. Beim Aidspfarramt melden sich beinahe ausschliesslich<br />
professionell arbeitende Schweizerinnen, die Hilfe bei der Umgestaltung ihres Lebens suchen.<br />
Aliena, die Mitternachtsmission und das Aidspfarramt bieten alle praktische und moralische<br />
Unterstützung und Begleitung für Frauen im Sexgewerbe. Ihr Mandat erlaubt ihnen, Frauen<br />
auch über längere Zeit oder in komplizierten Situationen zu begleiten. HIV-Prävention ist nicht<br />
ihr Hauptauftrag, sie kann sich aus der jeweiligen Gesprächssituation ergeben. Informationsmaterial<br />
und Kondome werden demgemäss nicht systematisch abgegeben, stehen aber auf<br />
Anfrage oder bei Bedarf zur Verfügung. Bei spezifischen Fragen rund um HIV wird an die Aids-<br />
Hilfe weitervermittelt.<br />
Der Einwohnerdienst (früher Fremdenpolizei) hat seine Arbeitsweise über viele Jahre den<br />
immer wechselnden Bedürfnissen der Frauen aus dem Tänzerinnen- und Sexgewerbe angepasst.<br />
Bewusst werden Bewilligungen nur noch für jeweils einen Monat ausgestellt. Diese Bewilligungen<br />
müssen von den Tänzerinnen gruppenweise persönlich abgeholt werden, was dem Dienst<br />
erlaubt, sie alle zumindest mit einem Merkblatt in ihrer Sprache zu ihren Rechten und Pflichten<br />
und einer Liste mit nützlichen Adressen zu versehen, sowie sie persönlich kennen zu lernen.<br />
Die langjährige Mitarbeiterin geniesst bei den Frauen viel Vertrauen. So berät sie an die 30<br />
Frauen pro Monat, die sich mit den verschiedensten Fragen an sie wenden und die sie unterstützen<br />
und weiterverweisen kann. Auch illegale Frauen aus dem Sexgewerbe wenden sich an sie,<br />
um sich beraten zu lassen.<br />
Trotz der von allen Strukturen grossen Anzahl kontaktierter Frauen bleiben viele unerreichbar,<br />
insbesondere die in Privatwohnungen und im Escortservice arbeitenden Frauen sowie die<br />
Mehrheit der Salonarbeiterinnen. Die Salons werden nicht selten mit Kameras überwacht und<br />
Zugang ist unmöglich.<br />
Frauen in der Drogenbeschaffungsprostitution werden von der Frauenoase fast alle erreicht. Das<br />
Angebot wird von rund hundert Frauen genützt (6-15 pro Abend), die sich teils in regelmässigen<br />
Abständen melden, teils nur sporadisch kommen. Aidsprävention nimmt im grossen Problemkatalog<br />
dieser Frauen einen eher kleinen Platz ein. Gespräche zu diesem Thema werden oft<br />
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