27.10.2014 Views

No 96 - IUMSP

No 96 - IUMSP

No 96 - IUMSP

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

schaft und Verhütung. Die GassenarbeiterInnen sind nicht selten die ersten Ansprechpersonen,<br />

wenn die Jugendlichen mit Problemen in diesem Bereich konfrontiert sind. Auch Anfragen<br />

zum HIV-Test werden an die GassenarbeiterInnen herangetragen.<br />

Im allgemeinen zeigen die ‘gefährdeten’ Jugendlichen grosse Zurückhaltung, auch nur implizit<br />

darauf hinzuweisen, dass Sexualität in ihrem Leben eine Rolle spielt. So beobachtet zum Beispiel<br />

der Betreiber von McDonald, wo ein Infotisch betrieben wird, dass alle Information rund um<br />

Sexualität, Schwangerschaft und HIV grossen Anklang finden, die Broschüren aber eher ‘im<br />

Versteckten’ mitgenommen werden. Im Büro des Gassenzimmers wird beobachtet, dass die<br />

Kondome, die zur Verfügung stehen, nur vereinzelt mitgenommen oder dort speziell geholt<br />

werden, obwohl aus der Zielgruppe berichtet wird, dass ein grosses Bedürfnis an Kondomen<br />

bestehe : “... er sagt, dass viele das auf der Gasse brauchen würden, das Rümpeltum möchte, dass es an<br />

Konzerten abgegeben würde ... sie vermissen das und es wäre für sie eine gute Sache”. Es wird festgestellt,<br />

dass der Wissensstand der Jugendlichen nicht schlecht ist, dass das Wissen aber oft nicht<br />

vor Risikoverhalten schützt. Die Jugendlichen melden, dass Drogen- und Alkoholkonsum (vor<br />

allem Alcopops) für die Nichtbenützung der Kondome verantwortlich seien, dass die Kommunikation<br />

mit dem Partner aber ebenfalls eine Rolle spiele : “Die Männer meinten, dass vielleicht<br />

viele Jungs, aus Angst vor einer Blamage, nicht den ersten Schritt machen und das Kondom ins Spiel<br />

bringen”. Das Kondom wird einahe nur als Mittel zur Schwangerschaftsverhütung wahrgenommen,<br />

die Gefahr vor STD's wird nicht als reell empfunden. “Das Bewusstsein, dass Krankheiten<br />

alle treffen könnten, besteht bei den Jungen nicht. Dies ist die Einschätzung der Rümpler”.<br />

Das Angebot der AHSGA wird von den Schülern selbst vorwiegend positiv bewertet. Sie geben<br />

an, viel Neues zu lernen a . Dieselben Jugendlichen weisen darauf hin, dass sie sich ganz besonders<br />

an HIV-Information erinnern, wenn diese durch ein Video oder durch eine betroffene Person<br />

vermittelt werde. Nur dann werde ihnen bewusst, dass die Krankheit ‘reell’ sei.<br />

Bedürfnisse — Die Jugendlichen selber sind der Meinung, dass die Aidskampagne, um bei ihnen<br />

anzukommen, viel konfrontativer, aufrüttelnder und ‘frecher’ sein müsste. Es scheint auch klar,<br />

dass ein Bedürfnis sowohl an diskret aufliegendem wie auch offen angebotenem Informationsund<br />

Präventionsmaterial an niederschwelligen Orten besteht. Dass solches Material überhaupt<br />

aufliegt, (z.B. Kondome im Beratungsraum der Gassenarbeit) ist zu wenig bekannt. Die speziell<br />

für Jugendliche konzipierten Broschüren müssten auch für Migranten und Migrantinnen in<br />

ihrer Sprache zugänglich sein, da ein grosser Teil des Publikums dieser Gruppe angehört.<br />

Frauen in dieser Zielgruppe scheinen starkem Druck ausgesetzt zu sein, ungeschützten<br />

Geschlechtsverkehr zu haben. Obwohl einige sich der Gefahren von STD's bewusst sind, tragen<br />

verschiedene Faktoren dazu bei, dass sie ihr Schutzbedürfnis nicht durchsetzen können und der<br />

Kondomgebrauch deswegen nicht systematisch ist : Abhängigkeitsverhältnisse b , Alkoholkona<br />

b<br />

Interne Auswertung AHSGA von 2000-2003.<br />

Zitat aus der Fokusgruppe : “wenn du jemanden liebst und er will ohne Kondom. Dann kannst du nicht<br />

'nein' sagen. Das ist doch automatisch, wenn du die Person liebst und du voll spitz bist. Das ist voll schwierig,<br />

nein zu sagen”.<br />

81

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!