No 96 - IUMSP
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schaft und Verhütung. Die GassenarbeiterInnen sind nicht selten die ersten Ansprechpersonen,<br />
wenn die Jugendlichen mit Problemen in diesem Bereich konfrontiert sind. Auch Anfragen<br />
zum HIV-Test werden an die GassenarbeiterInnen herangetragen.<br />
Im allgemeinen zeigen die ‘gefährdeten’ Jugendlichen grosse Zurückhaltung, auch nur implizit<br />
darauf hinzuweisen, dass Sexualität in ihrem Leben eine Rolle spielt. So beobachtet zum Beispiel<br />
der Betreiber von McDonald, wo ein Infotisch betrieben wird, dass alle Information rund um<br />
Sexualität, Schwangerschaft und HIV grossen Anklang finden, die Broschüren aber eher ‘im<br />
Versteckten’ mitgenommen werden. Im Büro des Gassenzimmers wird beobachtet, dass die<br />
Kondome, die zur Verfügung stehen, nur vereinzelt mitgenommen oder dort speziell geholt<br />
werden, obwohl aus der Zielgruppe berichtet wird, dass ein grosses Bedürfnis an Kondomen<br />
bestehe : “... er sagt, dass viele das auf der Gasse brauchen würden, das Rümpeltum möchte, dass es an<br />
Konzerten abgegeben würde ... sie vermissen das und es wäre für sie eine gute Sache”. Es wird festgestellt,<br />
dass der Wissensstand der Jugendlichen nicht schlecht ist, dass das Wissen aber oft nicht<br />
vor Risikoverhalten schützt. Die Jugendlichen melden, dass Drogen- und Alkoholkonsum (vor<br />
allem Alcopops) für die Nichtbenützung der Kondome verantwortlich seien, dass die Kommunikation<br />
mit dem Partner aber ebenfalls eine Rolle spiele : “Die Männer meinten, dass vielleicht<br />
viele Jungs, aus Angst vor einer Blamage, nicht den ersten Schritt machen und das Kondom ins Spiel<br />
bringen”. Das Kondom wird einahe nur als Mittel zur Schwangerschaftsverhütung wahrgenommen,<br />
die Gefahr vor STD's wird nicht als reell empfunden. “Das Bewusstsein, dass Krankheiten<br />
alle treffen könnten, besteht bei den Jungen nicht. Dies ist die Einschätzung der Rümpler”.<br />
Das Angebot der AHSGA wird von den Schülern selbst vorwiegend positiv bewertet. Sie geben<br />
an, viel Neues zu lernen a . Dieselben Jugendlichen weisen darauf hin, dass sie sich ganz besonders<br />
an HIV-Information erinnern, wenn diese durch ein Video oder durch eine betroffene Person<br />
vermittelt werde. Nur dann werde ihnen bewusst, dass die Krankheit ‘reell’ sei.<br />
Bedürfnisse — Die Jugendlichen selber sind der Meinung, dass die Aidskampagne, um bei ihnen<br />
anzukommen, viel konfrontativer, aufrüttelnder und ‘frecher’ sein müsste. Es scheint auch klar,<br />
dass ein Bedürfnis sowohl an diskret aufliegendem wie auch offen angebotenem Informationsund<br />
Präventionsmaterial an niederschwelligen Orten besteht. Dass solches Material überhaupt<br />
aufliegt, (z.B. Kondome im Beratungsraum der Gassenarbeit) ist zu wenig bekannt. Die speziell<br />
für Jugendliche konzipierten Broschüren müssten auch für Migranten und Migrantinnen in<br />
ihrer Sprache zugänglich sein, da ein grosser Teil des Publikums dieser Gruppe angehört.<br />
Frauen in dieser Zielgruppe scheinen starkem Druck ausgesetzt zu sein, ungeschützten<br />
Geschlechtsverkehr zu haben. Obwohl einige sich der Gefahren von STD's bewusst sind, tragen<br />
verschiedene Faktoren dazu bei, dass sie ihr Schutzbedürfnis nicht durchsetzen können und der<br />
Kondomgebrauch deswegen nicht systematisch ist : Abhängigkeitsverhältnisse b , Alkoholkona<br />
b<br />
Interne Auswertung AHSGA von 2000-2003.<br />
Zitat aus der Fokusgruppe : “wenn du jemanden liebst und er will ohne Kondom. Dann kannst du nicht<br />
'nein' sagen. Das ist doch automatisch, wenn du die Person liebst und du voll spitz bist. Das ist voll schwierig,<br />
nein zu sagen”.<br />
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