No 96 - IUMSP
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Mediatoren aus ihrer eigenen Kultur. Nicht selten verschwinden diese Menschen nach der<br />
Diagnose wieder aus dem Blickfeld der Betreuungspersonen, da sie Therapie und Beratung<br />
ablehnen. Vulnerabel sind auch Personen mit illegalem Status, da sie keinen Zugang zu den<br />
Angeboten haben. Drogenkonsumenten sind vulnerabel, da sie von den spezifischen<br />
Beratungsangeboten wenig Gebrauch machen und sich selten primär- oder sekundärpräventiv<br />
beraten lassen. Vulnerabel sind auch die Langzeitpartner von Menschen mit HIV, denn in<br />
Langzeitbeziehungen ist der systematische Kondomgebrauch sehr schwierig (“Mit<br />
Gelegenheitspartnern brauchen Betroffene immer ein Präservativ. Die Betroffenen selber insistieren,<br />
auch wenn ein Gelegenheitspartner das nicht will. In Langzeitbeziehungen ist es viel schwieriger, das<br />
immer zu brauchen, Risiken werden kalkuliert”). Von solchen festen homosexuellen wie<br />
heterosexuellen Paaren werden immer wieder ‘Kondomunfälle’ gemeldet; besonders Männer,<br />
die mit Männern Sex haben wiegen sich nach oft wiederholten HIV-Tests in (falsch) kalkulierter<br />
Sicherheit. In der Schwulenszene werden Risiken bewusst eingegangen, Männer aus dieser Szene<br />
sind der Meinung, dass jeder für seinen eigenen Schutz verantwortlich sei und nicht für<br />
denjenigen seines Gelegenheitspartners. Gut integrierte neuinfizierte Menschen mit HIV<br />
wurden zwar nicht als besonders vulnerabel gemeldet, allerdings sind sie besonders daran<br />
interessiert, ihren Status zu verheimlichen und benützen deshalb das Beratungsangebot in<br />
vermindertem Masse.<br />
Bedürfnisse — Das Aidspfarramt ist überzeugt, dass das Bedürfnis nach Gesprächsmöglichkeiten<br />
weiterhin besteht und dass nach Wegen gesucht werden muss, wie diese Bedürfnisse in<br />
der heutigen Situation erfüllt werden können. Die Tabuisierung und Stigmatisierung von HIV<br />
und Aids sind ein Problem, das Menschen mit dem Virus daran hindert, Angebote — auch zu<br />
Prävention — zu benützen und Safer Sex Kenntnisse umzusetzen. Auch im privaten Umgang<br />
wird der Status oft nicht erwähnt.<br />
Kontext — Als besonders positiv wird die liberale Haltung der Drogenabgabe und der Spritzenabgabe<br />
in Basel erwähnt. Neuinfektionen seien vor allem aus diesem Grund zurückgegangen.<br />
Hervorgehoben wird auch, dass diese Haltung auch in den Gefängnissen Einzug gehalten hat,<br />
und dass heute keine Neuinfektionen aus den Gefängnissen mehr gemeldet werden.<br />
4.1.5 Gefährdete Jugendliche<br />
Die Situation<br />
In Basel existiert eine grössere offene Jugendszene, in welcher sich auch ‘gefährdete Jugendliche’<br />
aufhalten. An diese kann HIV/Aidsprävention neben den üblichen Kanälen für Jugendliche<br />
auch durch Gassenarbeiter, Jugendarbeiter und anderen Fachleuten aus dem psycho-sozialen,<br />
medizinischen und paramedizinischen Bereich vermittelt werden a . Befragt wurden Mitarbeiter<br />
von zwei Institutionen, die durch ihre aufsuchende Gassenarbeit zu diesen Jugendlichen (und<br />
Erwachsenen) Kontakt haben (‘Mobile Jugendarbeit Basel’ und ‘Schwarzer Peter’) und ihrer<br />
eigenen Aussage gemäss für viele von ihnen die einzigen Ansprechpartner sind. Zusatzinformationen<br />
zu gefährdeten Mädchen/Frauen wurden auch bei der ‘Abteilung Gynäkologische<br />
Sozialmedizin und Psychosomatik’ an der Frauenklinik eingeholt, informell befragt wurden<br />
auch der für Schuleinsätze verantwortliche Mitarbeiter der Aids-Hilfe beider Basel (AHbB) und<br />
ein Betreuer des ‘inTeams’, eines peer-education Projekts für Aids-Prävention. Die zwei letzteren<br />
Akteure erreichen neben den Jugendlichen in gewöhnlichen Schulklassen auch solche in Spezia<br />
Siehe dazu auch die entsprechenden Kapitel der anderen Städte, wo beispielsweise auch Jugendrichter<br />
und Familienplanungsstellen als Vermittler der Präventionsbotschaft identifiziert wurden.<br />
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