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No 96 - IUMSP

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eingerichtet. Eine Fachperson schätzt, dass es drei bis viermal monatlich vorkomme, dass das<br />

Thema Sexualität mit einer Gruppe auf der Gasse angesprochen werde. Anlass dazu sind neue<br />

Beziehungen, Anspielungen auf ungeschützten Verkehr oder (vermutete) ungewollte Schwangerschaft.<br />

Geplatzte Präservative werden von den Jugendlichen ab und zu erwähnt. Angst<br />

besteht in diesem Fall nur vor Schwangerschaft und postkoïtale Kontrazeption wird in Betracht<br />

gezogen oder verlangt. Im Gegensatz dazu ist der HIV-Test in letzter Zeit kein Thema mehr<br />

und das Wissen um STD’s wird als rudimentär bis nicht-existent beschrieben. Im Frauenspital<br />

wird derselbe Trend festgestellt. “Die Jungen kommen wegen Kontrazeptionsberatung zu uns, in<br />

den letzten zwei Jahren gar nicht mehr wegen HIV“. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass<br />

die Aids-Information in der Schule heute nicht mehr systematisch erteilt werde a und nicht alle<br />

Jugendlichen erreiche. Anlässlich eines Sommerprojektes mit 12-13 jährigen Jugendlichen hatte<br />

sich herausgestellt, dass einzelne noch nie von Aids gehört hatten. Es wird aber darauf hingewiesen,<br />

dass HIV-Prävention mit sehr jungen Leuten auf kein Interesse stosse, da sie keine Veranlassung<br />

hätten, sich für dieses Thema zu interessieren. Umso wichtiger sei es, Informationen<br />

bereitzustellen, wenn beim Einstieg in die Sexualität die Fragen dann aktuell würden. Im<br />

Gegensatz dazu scheint die Pille danach gut bekannt zu sein. Die GassenarbeiterInnen sind nicht<br />

geschult, auf Detailfragen rund um HIV-Prävention einzugehen (z.B. Unsicherheit betreffend<br />

Oralsex), sie sind aber eng mit anderen Fachpersonen vernetzt und informieren sich bei Bedarf<br />

oder verweisen weiter. Hier sind die GassenarbeiterInnen wenig mit dem Thema der sexuellen<br />

Gewalt konfrontiert. Da das Thema HIV so wenig im Zentrum des Interesses steht, schätzen die<br />

GassenarbeiterInnen alle punktuellen Anlässe, die spezifisch den Themen rund um Gesundheit<br />

und Prävention gewidmet sind. So wurden ein Präventionsstand an der Muba (Mustermesse<br />

Basel), wie auch das geschlechtsgetrennt durchgeführte Präventionsprojekt der mobilen Jugendarbeit<br />

positiv hervorgehoben, da sie Interesse wecken und einen konkreten Anlass für Information<br />

und Gespräche schaffen. Solche Anlässe seien wichtiger als das ständige diffuse Erwähnen<br />

der HIV-Problematik. So erstaunt auch nicht, dass die Einsätze des inTeams bei den von ihnen<br />

erreichten Jugendlichen (auch in Heimen und Freizeitanlagen) gut akzeptiert und geschätzt<br />

werden 31 .<br />

An verschiedenen Anlässen wird Material (Kondome, Broschüren) verteilt. Unsere Gesprächspartner<br />

waren sich über den Effekt der angebotenen Broschüren nicht einig : einerseits wurde<br />

gesagt, dass durch diese viele Fragen beantwortet würden, aber keine Fragen auslösen, die an die<br />

GassenarbeiterInnen herangetragen werden. Andererseits wurde beobachtet, dass Broschüren<br />

besonders für die vielen Migranten (und ihre Familien) den Bedürfnissen schlecht entsprechen<br />

und dass diese wenig bezogen werden. Wichtiger als die Verteilung von Informationsmaterial sei<br />

es, im öffentlichen Raum Beziehungspersonen zu stellen, die zu diesem Zielpublikum eine Vertrauensbasis<br />

schaffen können und sich mit ihm auseinandersetzen. Es wird hervorgehoben, dass<br />

die Kontinuität der Arbeit dieses Vertrauen schafft und günstige Voraussetzungen schaffe, auf<br />

Fragen zur Intimsphäre einzugehen. Die Zusammenarbeit und die Vermittlung zu anderen<br />

Akteuren scheint fruchtbar zu sein. Von besonderer Wichtigkeit scheint bei der Zielgruppe die<br />

Tatsache zu sein, dass bei der Aids-Hilfe anonym angerufen werden kann.<br />

Vulnerabilität — Die befragten Fachleute beschreiben folgende Gruppen in ihrer Lebenssituation<br />

und teilweise auch im Zusammenhang mit HIV als besonders vulnerabel : Mädchen und<br />

Frauen aus dieser Zielgruppe können ihre Schutzansprüche nicht durchsetzen, besonders wenn<br />

a<br />

Der Kanton hat zu dieser Problematik eine Erhebung erstellen lassen 30 . Sie kommt zum Schluss, dass<br />

SchülerInnen in Kleinklassen den grössten Informationsbedarf haben, dass aber gerade überdurchschnittlich<br />

viele dieser SchülerInnen finden, dass die Schule keine Aufklärung machen solle. Lehrpersonen<br />

wünschen sich die Übernahme von Unterrichtseinheiten durch Fachleute.<br />

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