No 96 - IUMSP
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vermieden, auch wenn offensichtlich ungeschützter Sex praktiziert wurde. Die Materialabgabe<br />
ist beliebt, monatlich werden neben den Broschüren und dem Gleitmittel rund 200 Kondome<br />
bezogen. Die Fachleute glauben, dass die Klientinnen die Präservative kaum selber kaufen<br />
würden und ihren Bedarf im Gassenzimmer oder in der Frauenoase abdecken. Im Verhältnis<br />
zur Anzahl der Frauen, die in der Frauenoase verkehren, scheint die Zahl der bezogenen<br />
Kondome relativ klein.<br />
Das Aidspfarramt und die Mitternachtsmission haben nur vereinzelten Kontakt zu dieser<br />
Untergruppe.<br />
Vulnerabilität — Besonders vulnerabel sind junge, unerfahrene Frauen, die keine Erfahrung im<br />
Sexgeschäft haben, die Sprache nicht sprechen, isoliert sind und zudem unter grossem Druck<br />
stehen, viel Geld verdienen zu müssen. Zudem befinden sich diese Frauen oft auch illegal in der<br />
Schweiz und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, anderen sozialen Einrichtungen<br />
oder der Welt ausserhalb des Salons. In Basel betrifft das vor allem junge Thailänderinnen.<br />
Frauen aus Osteuropa scheinen autonomer als andere Migrant Sexworker, sie sind oft nur an den<br />
verteilten Kondomen interessiert und treten weniger auf Gespräche ein. Besonders vulnerabel<br />
sind auch drogenabhängige Frauen. Das etablierte Angebot der Frauenoase bietet eine Alternative<br />
zu der aggressiven und von männlichen Benützern geprägten Stimmung in den Gassenzimmern.<br />
Keine andere Organisation in Basel hat ein ähnliches auf diese Benützerinnen spezifisch<br />
zugeschnittenes Angebot. Sie erreicht durch ihre aufsuchende Arbeit auch die vulnerabelsten<br />
Frauen, nämlich diejenigen, die ihre Gesundheit vernachlässigen und vielen anderen<br />
Angeboten aus dem medizinischen und dem sozialen Bereich misstrauisch gegenüber stehen und<br />
sie so kaum benützen.<br />
Bedürfnisse — Einhellig wird festgestellt, dass der Zugang zu ärztlicher Versorgung für viele<br />
Frauen unmöglich oder zumindest äusserst schwierig ist. Die Migrant Sexworker sind grossenteils<br />
nicht versichert, teils weil sie sich ohne Bewilligung in der Schweiz aufhalten, teils weil ihre<br />
Beiträge von den Cabaret-Betreibern nicht bezahlt werden. Die Fachfrauen besitzen Listen von<br />
Ärzten, die Frauen gegen Bargeld versorgen und teilweise auch bereit sind, sie kostengünstig zu<br />
behandeln.<br />
Auch die Benützerinnen der Frauenoase wenden sich ungern an die medizinischen Einrichtungen.<br />
Gewünscht würde ein niederschwelliges Ambulatorium in den bestehenden Lokalitäten der<br />
Frauenoase, eine Bedarfsabklärung dazu ist im Gange. Es wird vermerkt, dass der HIV-Test von<br />
den Frauen nie spontan verlangt wird und dass die HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP)<br />
unbekannt ist : diese beiden Angebote werden nur auf Anregung und oft erst unter Begleitung<br />
der Fachfrauen benutzt.<br />
Auch das Frauenspital bemüht sich um einen politischen Auftrag, um zukünftig niederschwellige<br />
Arbeit leisten zu können, denn das Bedürfnis für eine solche gesundheitliche Versorgung<br />
wurde auch von ihm wahrgenommen. Heute kommt es vor, dass kranke Frauen vom Spital an<br />
die Hilfsorganisationen (zurück)geschickt werden, weil es Frauen ohne Geld oder Krankenkasse<br />
nicht behandeln kann. Dass dieselben Hilfsorganisationen keine Frauen mehr ans Spital verweisen,<br />
kann nicht erstaunen. Zu den prostitutionsbedingten Pathologien und ungewollten<br />
Schwangerschaften kommen oft psychische Probleme, sowie Probleme im Zusammenhang mit<br />
Drogen- und Alkoholkonsum.<br />
Die Fachpersonen unterstreichen, dass alle Angebote dringend gebraucht werden : einerseits ist<br />
der Wissensstand rund um Prävention bei vielen Migrant-Sexarbeiterinnen ausserordentlich<br />
klein und sie brauchen die zielgerichtete Arbeit der Aktion APiS, andererseits brauchen sie in<br />
ihrer komplexen Lebenslage auch Unterstützung, die über Aidsprävention und die Möglich-<br />
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