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No 96 - IUMSP

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hier auf der Durchreise. Immer mehr stammen aus osteuropäischen Ländern (inklusiv Russland).<br />

Dieses Phänomen ist überall in Europa festzustellen, wo eine männliche Prostitutionsszene<br />

existiert.<br />

Die Basler Szene ist relativ gut strukturiert und übersichtlich. Im öffentlichen Raum befindet<br />

sich diese Szene vor allem im Umkreis der drei Basler Bahnhöfe (SBB, SNCF, DB), rund um<br />

einige Toilettenanlagen in Kleinbasel, am Claraplatz (Stadtzentrum) und seit kürzerer Zeit auch<br />

an den anonymen Treffpunkten der Homosexuellenszene (Cruisingszene). Nachts werden<br />

Freier vor allem am Rheinufer angesprochen. Die Prostitutionsszene ist auch in Saunas und<br />

privaten Studios präsent, Kontakte werden durch Anzeigen in der homosexuellen Presse und im<br />

Internet geschaffen.<br />

An den verschiedenen Szenen sind sozial unterschiedlich gestellte Sexworker tätig. Am Claraplatz<br />

bieten sich vor allem drogenabhängige Prostituierte und junge Männer an, die sich nicht<br />

konsistent mit dem Beruf identifizieren. Diese Sexworker, deren Freier vor allem ältere Männer<br />

sind, praktizieren riskantere Praktiken zu tieferen Preisen. Die Prostituierten am Rheinufer und<br />

in den Saunen sind erfahrener und arbeiten auf professionellere Weise. Je nach Tages- und<br />

Nachtzeit verschiebt sich die Prostitutionsszene und ist deshalb sehr mobil. Travestiten arbeiten<br />

eher in geschlossenen Orten wie Salons. Einige befinden sich auch in der weiblichen Prostitutionsszene.<br />

Das Angebot<br />

Das Präventionsangebot ist beschränkt : die Aids-Hilfe beider Basel (AHbB) mit dem Programm<br />

MSW und seinen Multiplikatoren, das Basler Drogenabgabelokal (Badal) und in gewisser Form<br />

auch die Polizei sind die einzigen Akteure.<br />

Seit 19<strong>96</strong> setzt die Aids-Hilfe beider Basel (AHbB) das von der Aids-Hilfe Schweiz koordinierte<br />

Programm MSW lokal um. Ein 50% angestellter Gassenarbeiter verbringt den Grossteil seiner<br />

Arbeitszeit (3-4 mal wöchentlich) in den verschiedenen Prostitutionsszenen, vorwiegend Strassenprostitution.<br />

Kontaktaufnahme, Kondom- und Gleitmittelverteilung, Broschürenabgabe und<br />

individuelle Beratung machen den Hauptteil seiner aufsuchenden Arbeit aus. Seit 2002 ermöglicht<br />

die Aids-Hilfe beider Basel (AHbB) auch einen anonymen und kostenfreien Hepatitistest.<br />

Eine Zusammenarbeit hat sich mit dem Basler Drogenabgabelokal (Badal) ergeben, wo sich die<br />

Sexworker impfen lassen können und auch eine kurze medizinische Beratung erhalten. Beim<br />

ersten Besuch begleitet der Gassenarbeiter die Sexworker an diese Stelle a<br />

Die Arbeit des Gassenarbeiters beschränkt sich nicht auf die Prävention von sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten. Psychosoziale Begleitung und Unterstützung in Krisen- und <strong>No</strong>tsituationen<br />

sind Bestandteil seiner Aufgaben : Organisation medizinischer Versorgung, Unterkunftsprobleme,<br />

Gewalt, Drogenabhängigkeit, finanzielle Sorgen und psychische <strong>No</strong>tsituationen.<br />

Bis vor kurzem standen dem Outreachworker auf der Gasse ein bis drei Multiplikatoren aus der<br />

Zielgruppe bei. Gegen Bezahlung wurden diese verpflichtet, 15 Stunden monatlich (3 Stunden<br />

Supervision) für das Programm MSW einzusetzen. Ihren peers gegenüber hatten sie folgende<br />

Mission zu erfüllen b :<br />

• Abgabe von Kondomen und Gleitmittel<br />

a<br />

b<br />

Tätigkeitsbericht Projekt MSW ; Januar bis Ende August 2002 (Aids Hilfe Beider Basel).<br />

Dolata, M. Multiplikatoreneinsatz im MSW-Projekt der Aids-Hilfe Basel. Konzept für einen<br />

versuchsweisen Multiplikatoreneinsatz. Base : Aids-Hilfe beider Basel;1997. (vertrauliches, internes<br />

Dokument).<br />

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