zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Polemika<br />
Englisch sprechenden Publikum auf Englisch<br />
lesen. Ein fast identisches Programm<br />
wird von den Kulturzentren der anderen<br />
deutschsprachigen Länder, nämlich von<br />
Pro Helvetia und dem Österreichischem<br />
Kulturforum, einer indischen Elite dargeboten.<br />
Was man eigentlich als Vermittler<br />
der deutschen Kultur dem ganzen indischen<br />
Publikum – sogar ohne viel Aufwand<br />
– zur Verfügung stellen könnte, ist seine Literatur.<br />
Aber merkwürdigerweise haben alle<br />
drei Kulturzentren nicht nur ihre Literatur<br />
vernachlässigt, sondern auch alles in ihrer<br />
Macht Stehende getan, das echte Lesepublikum<br />
Indiens von moderner deutschsprachiger<br />
Literatur fernzuhalten.<br />
Die erste Zweigstelle Max Müller Bhavans<br />
wurde 1959 in Pune eröff net. In den<br />
50 Jahren seiner Existenz kann man die<br />
Leistungen des Instituts im Bereich von<br />
Verbreitung moderner deutscher Literatur<br />
in Indien nur als bescheiden bezeichnen:<br />
Man hat entweder die Übersetzung<br />
der Werke seiner klassischen Autoren mittels<br />
einer „Filtersprache“, nämlich Englisch,<br />
gefördert oder die moderne Literatur<br />
von unqualifi zierten Übersetzern fragwürdigen<br />
Leumunds übersetzen lassen, deren<br />
Kenntnisse der Ausgangs- bzw. der Zielsprache<br />
ungenügend waren. Auf die Dauer<br />
ist dieses Geschäft eine Günstlingswirtschaft<br />
geworden. Nachdem eine extrem<br />
unterhalb einer erträglichen Norm stehende<br />
Übersetzungsarbeit von einem der Lieblingsübersetzer<br />
des Bhavans in einem wissenschaftlichen<br />
Artikel kritisch unter die<br />
Lupe genommen worden ist, scheut man<br />
sich vor der Förderung jedweder Literatur,<br />
die eigentlich direkt aus dem Deutschen<br />
in eine indische Sprache übersetzt werden<br />
müsste. Die direkt aus der Ausgangssprache<br />
übersetzenden Outsider werden nicht<br />
118<br />
nur entmutigt, sondern auch systematisch<br />
am Übersetzen gehindert. Zahlreiche dokumentarische<br />
Belege weisen darauf hin,<br />
dass eine Handvoll am Goethe-Institut tätigen<br />
Funktionäre fortwährend gegen freischaff<br />
ende Übersetzer intrigiert haben, um<br />
dadurch die Interessen ihrer Favoriten in<br />
Indien zu bewahren.<br />
Pro Helvetia ist in Indien seit 2006 und<br />
das Österreichische Kulturforum seit 2007<br />
tätig. In den 4-5 Jahren ihrer Existenz haben<br />
die beiden Kulturzentren dem indischen<br />
Lesepublikum nicht einmal ein einziges<br />
Werk aus ihrer Sprache in direkter Übersetzung<br />
angeboten. Auch ihre nach Indien reisenden<br />
Schriftsteller haben wirkungslos aus<br />
ihrem Werk vor einem gleichgültigen Publikum<br />
gelesen. Diese Zentren sind lediglich<br />
dem Beispiel des Goethe-Instituts in Indien<br />
gefolgt und haben ihre eigene Literatur<br />
stiefmütterlich behandelt. Sie haben keine<br />
Initiative ergriff en, ihre moderne Literatur<br />
in indische Sprachen übersetzen zu lassen,<br />
und haben die freischaff enden Übersetzer<br />
eingeschüchtert. Es ist bemerkenswert, dass<br />
sich die Kulturräte dieser beiden deutschsprachigen<br />
Länder vor der Eröff nung ihrer<br />
Kulturzentren durchaus beachtenswerte<br />
Dienste bei der Verbreitung der Literatur<br />
ihrer Länder erworben haben. Es ist unfreiwillig<br />
ironisch, dass nun, da viel mehr Mittel<br />
für eine verbindliche Aufgabe zur Verfügung<br />
gestellt worden sind, dieses Geld<br />
an ein elitäres Zielpublikum verschwendet<br />
wird, das sich nicht einmal auf 1% der Bevölkerung<br />
Indiens beläuft.<br />
Hinter diesem unfreiwillig suizidalen<br />
Verhalten der mit den Staatsgeldern autorisierten<br />
deutschsprachigen Kulturdiplomaten<br />
im Bereich Förderung eigener Literatur<br />
lassen sich einige verborgene Motive<br />
erkennen. Woran könnte es denn liegen,