zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Titel von Filmen und Liedern, Wörter aus<br />
dem Schuljargon, Zitate aus Büchern etc.<br />
Ziel der Arbeit Feilers ist es nicht, die<br />
Spannung zwischen Fiktivem und realem<br />
Geschehen aufzuzeigen, weder poetische<br />
noch ästhetische Fragen sind Ziel der Untersuchung.<br />
Es kommt Emil Feilert darauf<br />
an, die historischen und politisch-weltanschaulichen<br />
Bezüge deutlich zu machen<br />
und zu zeigen, „inwiefern die analysierten<br />
Bücher wirklich ’autobiographisch’ sind<br />
und die dargestellten Fakten und Ereignisse<br />
aufgrund der verfügbaren Dokumente<br />
als ‚authentisch’ bezeichnet werden können“.<br />
(S. <strong>10</strong>)<br />
Dieses gelingt durch sorgfältige Recherche<br />
und Ergänzungen historisch relevanter<br />
Details. In einem Anhang des Buches werden<br />
Materialien angeführt, die die Realität<br />
bestätigen. Dazu nahm der Verfasser Kontakt<br />
mit Mitgliedern der Familie Piontek<br />
auf; Gespräche mit noch lebenden Angehörigen,<br />
Nachbarn, Bekannten und Freunden<br />
des Dichters verifi zieren die Fakten. Dokumente<br />
und Bilder werden den untersuchten<br />
Ausschnitten beigefügt. Das in das historische<br />
Geschehen eingebettete Einzelschicksal<br />
der Familie Piontek wird darauf hin befragt,<br />
„in welchem Maße es als Dokument<br />
der Epoche betrachtet werden kann“ und<br />
inwieweit damit das „Typische einer oberschlesischen<br />
Familie im Rahmen ihrer sozialen<br />
Zugehörigkeit vermittelt“ wird. (S. 11)<br />
Der Untersuchung wird die Klärung<br />
der Defi nition des „autobiographischen<br />
Romans“ vorangestellt sowie die Darstellung<br />
der wesentlichen Charakteristika dieser<br />
Gattung. In diesem Zusammenhang<br />
wird die Erzählweise Pionteks beleuchtet.<br />
Der an manchen Stellen eingesetzte Wechsel<br />
der Ich-Erzählung in die Er-Form ermögliche<br />
dem autobiographischen Erzäh-<br />
Th erese Chromik: Das Fiktive und das Faktische<br />
ler die Distanzierung und Darstellung aus<br />
einer völlig anderen Perspektive. (S. 15)<br />
Vieles habe Piontek ja auch nicht selbst<br />
erlebt, es sind Schilderungen und Informationen<br />
anderer, in denen er als Erlebender<br />
mit auftaucht, ohne es wahrgenommen<br />
haben zu können, wie er ja überhaupt<br />
nur manches vom Hörensagen weiß. Zunächst<br />
befasst sich Feilert mit der wechselvollen<br />
Geschichte des Heimatortes Kreuzburg<br />
und seiner Bewohner im Zeitraum<br />
von 1918 bis 1945. Sodann wird das Porträt<br />
der Familie gezeichnet, die soziale Situation,<br />
die Armut nach dem Tod des Vaters,<br />
die neue Rolle der Mutter, Schulzeit, Religion,<br />
Freizeit. Man bekommt ein lebendiges<br />
Bild des Lebens in knapper Form.<br />
Das Schicksal der Familie Piontek wird<br />
besonders eingehend und genau in den<br />
Zeitumständen der Jahre 1933-1945 beschrieben.<br />
Wie seit Hitlers Machtübernahme<br />
die Arbeitslosigkeit zurückging,<br />
die Wirtschaft einen Aufschwung nahm,<br />
wie Wohlstand und Zufriedenheit in verschiedenen<br />
Bevölkerungsschichten sichtbar<br />
wurde und Hitler immer mehr Zustimmung<br />
fand, diese ganze Entwicklung<br />
stellt Feiler gestützt durch historische wissenschaftliche<br />
Literatur, Quellen und Zeitzeugenberichten<br />
aus dem Familien- und<br />
Freundeskreis dar, so dass die Familiengeschichte<br />
der Pionteks eingeordnet und<br />
verständlich gemacht wird. Die Reichskristallnacht<br />
wird von Heinz Piontek als<br />
Augenzeuge erlebt, wobei nicht unerwähnt<br />
bleibt, dass dadurch und durch die Judenpogrome<br />
das Vertrauen zu Hitler abzunehmen<br />
begann. „Für Heinz Piontek geschah<br />
währenddessen in Deutschland ‘Ungeheures<br />
und Ungeheuerliches‘. Dies drückt<br />
aus heutiger Sicht seine negative Einstellung<br />
und Beurteilung aus. Damals war er<br />
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