zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Społeczeństwo<br />
deutschen Kinder- und Jugendliteraturbetrieb<br />
vergeblich. Der Schriftstellergeneration<br />
von Marianne Kurtz <strong>10</strong> scheinen die<br />
neuen, ein Dazwischen-Sein überwindenden<br />
Lebensentwürfe eher fremd zu sein;<br />
stattdessen versucht sie, die historischen<br />
Bedingungen dieser Situation zu vergegenwärtigen.<br />
Daher soll hier abschließend die<br />
Vergangenheit von Janusz’ Eltern zitiert<br />
und um den Hinweis auf zwei historische<br />
Romane ergänzt werden.<br />
Auf Sinas Frage, warum sie überhaupt<br />
nach Deutschland gekommen seien, erklärt<br />
ihr Janusz „in mühsamen Worten“,<br />
was die Autorin den jungen Lesern wie im<br />
Geschichts- oder Politikunterricht durch<br />
den Erzähler über mehrere Seiten in klaren<br />
Worten darlegen lässt:<br />
72<br />
Januszs Mutter wurde kurz nach<br />
Kriegsende als Kind deutscher Eltern<br />
im früheren deutschen Ostpreußen<br />
geboren. […] Der nördliche Teil<br />
Ostpreußens wurde unter sowjetische<br />
Verwaltung gestellt, der südliche,<br />
die Heimat von Januszs Vorfahren,<br />
unter polnische. Polnische Siedler, so<br />
wie Januszs Großvater, zogen in die<br />
<strong>10</strong> Im Peritext von „Sina und Janusz“ heißt es zu<br />
Beginn der biographischen Informationen über die<br />
Autorin, dass sie 1937 in Ostpreußen geboren wurde.<br />
Zu dieser Generation gehört auch Karin Gündisch,<br />
„geboren 1948 in Cisnàdie (in Siebenbürgen),<br />
Rumänien , […] seit 1984 lebt sie in der Bundesrepublik“,<br />
so der Peritext zu ihrem erfolgreichen, mit<br />
dem Preis der Ausländerbeauftragten des Senats der<br />
Stadt Berlin ausgezeichneten Kinderbuch „Im Land<br />
der Schokolade und Bananen.“ (Beltz 1987). Gündisch<br />
betont im Vorwort an die jungen Leser und<br />
Leserinnen, dass sie nicht die Geschichte ihrer Familie<br />
erzähle, „sondern die Geschichte vieler Spätaussiedlerfamilien<br />
[…] und die Geschichte der Kinder<br />
aus Rumänien, Polen oder aus der Sowjetunion, die<br />
in Eurer Klasse sind.“<br />
verlassenen Dörfer und Städte. Es<br />
war verboten, Deutsch zu sprechen.<br />
Polnisch wurde die offi zielle Sprache.<br />
Später besuchten Januszs Mutter und<br />
ihre Schwester polnische Schulen. Sie<br />
konnten nur ein paar Brocken Deutsch.<br />
In der Schule hatten sie sich immer als<br />
Außenseiter gefühlt. Jeder wusste, dass<br />
sie Deutsche waren. […] Januszs Mutter<br />
hatte später oft erzählt, wie schäbig sie<br />
sich da [im Unterricht über den Zweiten<br />
Weltkrieg] vorgekommen sei und dass<br />
sie am liebsten nie mehr in die Schule<br />
gegangen wäre. (ebd. S. 72)<br />
Janusz erlebt die deutsche Schule auf ähnliche<br />
Weise und schwänzt immer öfter<br />
den Unterricht gemeinsam mit der Halbwaisen<br />
Sina. Als Janusz in der Diskussion<br />
mit seiner Schwester über ihre Zugehörigkeit<br />
einwendet, in Polen habe er sich nur<br />
als Pole gefühlt, erinnert ihn Marzena an<br />
das Schicksal ihrer Großmütter: Die vor<br />
der Geburt Marzenas nach Deutschland<br />
zu ihrem Bruder ausgesiedelte Großmutter<br />
schickte bis zu ihrem Tod „viele Briefe und<br />
Päckchen voll herrlicher Dinge, die man in<br />
Polen fast nur vom Hörensagen kannte“<br />
(ebd. S. 72), was den Zorn des Vaters hervorrief,<br />
der alles hasste, was deutsch war:<br />
„Die Mutter seines Vaters war während<br />
des zweiten Weltkrieges, als Polen von den<br />
Deutschen besetzt war, zur Zwangsarbeit<br />
nach Deutschland verschleppt worden und<br />
dort gestorben“ (ebd. S. 66).<br />
Die 1937 in Wernigerode geborene<br />
Waldtraut Lewin lässt ihre 16jährige Heldin<br />
1945 in Dresden eine Verbindung mit<br />
einem jungen polnischen Zwangsarbeiter<br />
eingehen. Damit bringt Maria nicht nur<br />
den 19jährigen Marek Rowicki in Gefahr,<br />
sondern auch sich selbst: Sie würde „kahl