zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Recenzje<br />
Romanen – so hat es Renate Benson formuliert<br />
– spüren wir wieder das Interesse<br />
des Satirikers an der „condition humaine“.<br />
Kästners Art von Humor ist anerzogener<br />
Widerstand gegen Resignation und Zynismus,<br />
und es ist nicht ohne Bedeutung,<br />
dass gerade in den dunkelsten Jahren seiner<br />
schriftstellerischen Laufbahn seine humorvollsten<br />
Werke entstanden.<br />
Zudem fi nden sich in allen drei Romanen<br />
die Wesensmerkmale dieser Art<br />
von Humor sprachlich realisiert, etwa in<br />
der Gesellschaftskritik, deren Ton durch<br />
die humorvolle Behandlung so verschieden<br />
von der satirischen Kritik im „Fabian“<br />
ist. Gefährliche Fehler der Menschen, die<br />
in Fabian als unkorrigierbar verurteilt werden,<br />
bekommen hier durch die Art der Beschreibung<br />
den Anschein von entschuldbaren<br />
menschlichen Schwächen. Wie Kästner<br />
von einer normalen, im Alltagsstil geschriebenen<br />
Unterhaltung ohne Übergang in<br />
eine gehobene bzw. niedere Sprachschicht<br />
überwechselt, wie ihm die Änderung einer<br />
ernsthaften in eine heitere und komische<br />
Situation gelingt, wie er der Gefahr,<br />
ins Sentimentale abzugleiten, durch Ironie<br />
begegnet, das bereitet dem Leser ausgesprochenes<br />
Vergnügen. Also, der humoristische<br />
Eff ekt ist hier vor allem sprachbedingt, das<br />
Verfahren des Überwechselns in verschiedene<br />
Sprachschichten, die gezielte Unlogik<br />
im Sprachgebrauch, die Umformulierung<br />
von Sprichwörtern oder Redensarten<br />
usw. werden um der humoristischen Eff ekte<br />
willen eingesetzt. Humor als Schlüssel<br />
zum Verständnis des Menschen, dem Leser<br />
soll er zur Selbsterkenntnis verhelfen. Beim<br />
„Kleinen Grenzverkehr“ kommt noch hinzu,<br />
dass er in Form eines Tagebuches gehalten<br />
ist, ein durchgehendes Zwiegespräch<br />
bildet hier den Rahmen für die Handlung.<br />
Der Autor hat in „Kästner über Kästner“<br />
(1952) in heiterem Eigenlob seine<br />
während des Berufs- bzw. Schweigeverbots<br />
geschriebenen humoristischen Unterhaltungsromane<br />
extra hervorgehoben, die „in<br />
manchen Krankenhäusern verordnet werden<br />
wie Zinksalbe und Kamillenumschläge“.<br />
Er arbeitete sie auch in den 1950er<br />
Jahren zu Drehbüchern um, nach denen<br />
die Filme „Die verschwundene Miniatur“<br />
(1954, Regie: Carl Heinz Schroth), „Dreimänner<br />
im Schnee“ (1955), Regie: Kurt<br />
Hoff mann) und „Salzburger Geschichten“<br />
(1956, Regie: Kurt Hoff mann; es handelt<br />
sich hier um ein Remake des bereits 1943<br />
verfi lmten „Der kleine Grenzverkehr“) entstanden.<br />
So zeigen die vier in diesem Band vereinigten<br />
Romane den Autor Kästner als satirischen<br />
Zeitkritiker (als bloßer „Zeitschreiber“<br />
wird er wohl zu unterbewertet), als<br />
Moralisten – mit einem Touch romantischer<br />
Sensibilität – in einer unmoralischen<br />
Zeit und als unterhaltsamen Humoristen,<br />
der seinen Humor aber durchaus auch zu<br />
instrumentalisieren weiß.