zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Polemika<br />
lischen Sprache, stattfi nden sollte. Barbara<br />
Lotz hat auch behauptet; „Beim Übersetzen<br />
wurde Englisch sowieso eliminiert.“ 5 Über<br />
die Übersetzungspolitik hat Vishnu Khare<br />
ausgeführt: „Die beiden Institutionen sind<br />
frei von arrogantem Einfl uss der englischen<br />
Sprache. (…) Sie möchten auch, daß wenn<br />
deutsch-indische literarische Veranstaltungen<br />
organisiert werden, dann nicht nur<br />
Deutsch, sondern indische Sprachen auch<br />
Vorrang bekommen sollen. Die deutsche<br />
Literatur muss direkt in indische Sprachen<br />
und umgekehrt übersetzt werden (…) 6<br />
Aber Sagen und Tun sind zweierlei<br />
Dinge. In den Hindi-Literaturkreisen ist<br />
es wohlbekannt, dass der Herausgeber der<br />
Anthologie die Ausgangssprache gar nicht<br />
beherrscht und deshalb die Hilfe seiner<br />
deutschsprachigen Wohltäter und der bereits<br />
vorhandenen englischen Übersetzungen<br />
braucht. Er stellt sich als ein „multitalentierter“<br />
Übersetzer vor, der aus vielen<br />
Sprachen Europas übersetzt habe, und<br />
behauptet, daß er alles aus dem Original<br />
übersetze. Andererseits brauchen ihn<br />
und seinesgleichen auch seine Wohltäter,<br />
um selber aus den indischen Sprachen ins<br />
Deutsche und umgekehrt übersetzen zu<br />
können. Irgendwann in diesen Jahren entschied<br />
sich das Max Müller Bhavan, Khare<br />
nach München zu schicken, damit er die<br />
Grundstufe 1 in München solvieren konnte,<br />
damit seine Behauptung, daß er deutsche<br />
Literatur direkt aus dem Deutschen<br />
übertragen könne, legitimiert würde. Ihm<br />
wurde ein Stipendium gewährt, und Khare<br />
erhielt solcherart die „Lizenz“ vom Goethe-<br />
Institut, die ihn zu einem offi ziellen literarischen<br />
Übersetzer und Dolmetscher des<br />
Max Müller Bhavans machte. Folglich hat<br />
122<br />
5 Lotz-Khare 1998: XVII<br />
6 Lotz-Khare 1998: XIX<br />
er Günter Grass‘ „Zunge zeigen“ ins Hindi<br />
übersetzt und wurde vom Max Müller<br />
Bhavan und dem Südasien-Institut als honoriger<br />
Übersetzer gefeiert, bekam Einladungen<br />
nach Deutschland und hat hier auf<br />
Englisch und Hindi Vorträge über Übersetzungsprobleme<br />
und Günter Grass gehalten.<br />
Der Vorteil des Zweckverbandes indischer<br />
Schriftsteller, Germanisten und „des<br />
Indien-Clubs“ im Max Müller Bhavan und<br />
Südasien-Instituts liegt darin, daß die in Indien<br />
stationierten Bürger deutschsprachiger<br />
Länder keine bzw. unzureichende Kenntnisse<br />
indischer Sprachen besitzen. So können<br />
sie zwischen einer guten und schlechten<br />
Übersetzung nicht unterscheiden. Ihre<br />
Information über die Übersetzungsszene<br />
beruht auf Hörensagen, das ihnen sozusagen<br />
in einem Klub der „Träger der deutschindischen<br />
Kameradschaft“ eingerichtet<br />
wird. Möglicherweise könnten die indischen<br />
Germanisten auf die semantischen<br />
Schnitzer in den übersetzten Texten hinweisen,<br />
aber sie wollen off ensichtlich ihre<br />
„guten Genossen“ nicht in den Rücken fallen.<br />
Die Hindi-Schriftsteller und Kritiker,<br />
auch wenn sie kein Deutsch können, könnten<br />
sicher die stilistischen und sprachlichen<br />
Schnitzer unter die Lupe nehmen, aber sie<br />
halten sich zurück. Die Übrigen, die nicht<br />
zu dem elitären Klub gehören, schweigen in<br />
der Hoff nung, irgendwann in den Klub aufgenommen<br />
zu werden. Namhafte Verleger<br />
sind immer bereit, derartige Projekte aufzunehmen,<br />
weil die Subventionssummen,<br />
die sie von den kulturfördernden ausländischen<br />
Organen bekommen, recht verlockend<br />
sind. Auf jeden Fall könnten Lothar<br />
Lutze und Barbara Lotz, deren Lesefertigkeit<br />
der Hindi-Literatur auf jeden Fall einwandfrei<br />
sein sollte, an den semantischen<br />
Schnitzern und dem bizarren Hindi ihrer