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zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe

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Recenzje<br />

künstleri schem Wert und sensationell nur<br />

für eine transatlantische Pres se, die davon<br />

im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />

Kenntnis nimmt.<br />

Dass Hans Fallada so entlarvende Porträts<br />

von Tätern und Mitläu fern des braunen<br />

Regimes zeichnen konnte, verdankt er<br />

Erfahrun gen und erst im Laufe der Jahre<br />

gewonnenen Einsichten, die in den Wochen,<br />

die er in der Landesanstalt Altstrelitz<br />

machen konn te, in die er „nach Auseinandersetzung<br />

mit einer Schusswaff e“ im<br />

Streit mit seiner geschiedenen Frau über<br />

sich ergehen lassen muss te. Hier schrieb er<br />

1944 heimlich an seinen Erinnerungen an<br />

die Jahre nach 1933, als Fallada zwar ein<br />

„unerwünschter Autor“ war, aber seine Zeit<br />

brauchte, bis er begriff , mit wem er sich<br />

notgedrungen einließ, um weiter publizieren<br />

zu können.<br />

Dieses wichtige Dokument hat der Aufbau<br />

Verlag unter dem Titel „In meinem<br />

fremden Lande“ als „Gefängnistagebuch<br />

1940“ schon 2009 seinen Lesern zum Geschenk<br />

gemacht, obwohl in diesem Fall zuerst<br />

den beiden Herausbringerinnen Jenny<br />

Williams und Sabine Lange gedankt werden<br />

muss, denen es gelang, den winzig kleinen<br />

handschriftlichen Text wie eine Keilschrift<br />

zu entziff ern und zu kommentieren.<br />

Um ein „Gefängnistagebuch“ handelt<br />

es sich im strengen Sinne aber nur dann,<br />

wenn der Schreiber ein „Sonderblatt“ einlegt<br />

und darüber berichtet, wo, wie und<br />

unter welcher Gefahr er seine zum Hass gesteigerten<br />

Aversionen den Nazis gegenüber<br />

zu Papier bringt. In den weitaus umfangreicheren<br />

Teilen dieses Buches steht geschrieben,<br />

wie Fallada die Wohnorte wechselnd<br />

sich schließlich in Feldberg ein Zuhause<br />

schaff te, aber auch dort nicht umhin kam,<br />

auf Vertreter des Regimes zu treff en, die<br />

ihm das Leben schwer machen. Doch auch<br />

von denen, die mit ihm be freun det waren,<br />

wie sein Verleger Ernst Rowohlt, ihm zu<br />

Seite standen wie Peter Suhrkamp und der<br />

ihm nicht geheure Ernst von Salomon werden<br />

von Fallada porträtiert, so wie die beiden<br />

in den NS-Kulturbetrieb involvierten<br />

Filmschauspieler Emil Jannings und Mathias<br />

Wiemann, die Fallada damals kennen<br />

lernte, erscheinen in dieser Porträtgalerie.<br />

Und auch der im Zwielicht von Distanz<br />

und Anpassung gezeigte Zeichner Erich<br />

Ohser, der 1944 bei der Gesta po landete,<br />

fehlt nicht. Schließlich, Fallada selbst,<br />

anfangs ebenfalls nicht frei von antijüdischem<br />

Ressentiment, und seine Frau Anna<br />

Ditzen (das „Lämmchen“ aus dem Roman<br />

„Kleiner Mann – was nun?“) geben Einblicke<br />

in „Szenen einer Ehe“, die 1944 zu<br />

Ende ging.<br />

So gesehen ergänzen sich Gefängnistagebuch<br />

und Roman in aufhel len der Weise,<br />

denn die Notizen in der Gefangenschaft<br />

lassen sich auch als Prüfstein und Wegmesser<br />

zur Hand nehmen, um Falladas eigenen<br />

Lernprozess vom Herbst 1944 bis zum<br />

Herbst 1946 zu ver mes sen, als das Vorwort<br />

zum Roman geschrieben wurde, an dessen<br />

Ende es heißt:<br />

Es hat dem Verfasser auch oft nicht gefallen,<br />

ein so düsteres<br />

Gemälde zu entwerfen, aber mehr Helligkeit<br />

hätte Lüge bedeutet.<br />

Wie wahr! Und zweifacher Dank dem<br />

Verlag!

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