zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Recenzje<br />
land interessiert. So geht es in diesem Buch<br />
besonders um das Verhältnis zwischen<br />
Deutschland und Polen.<br />
Der Autor hat deutsche und polnische<br />
Persönlichkeiten besucht, die in jener<br />
Zeit eine Rolle spielten, sei es als Regierende<br />
oder Oppositionelle. Seine Gesprächspartner<br />
auf deutscher Seite waren Egon<br />
Bahr, Horst Ehmke, Hans-Dietrich Genscher,<br />
Heiner Geißler, Lothar de Maizière,<br />
Markus Meckel, Jens Reich, Wolfgang<br />
Schäuble, Helmut Schmidt, Friedrich<br />
Schorlemmer, Horst Teltschik, Richard<br />
von Weizsäcker und andere; – auf polnischer<br />
Seite vor allem Bronisław Geremek,<br />
Wojciech Jaruzelski, Adam Krzemiński,<br />
Tadeusz Mazowiecki, Marek Prawda und<br />
Mieczysław Rakowski.<br />
Der Autor betont, dass er nicht als Historiker<br />
schreibt: „Ein Journalistenbuch<br />
wollte ich schreiben, kein Historikerbuch.<br />
Ich wollte etwas aufschreiben können, für<br />
das es nicht immer Quellen, Belege, Akten<br />
und oft sehr widersprüchliche Bewertungen<br />
von Zeitzeugen gibt. (…) Mich beschäftigt,<br />
was in den Köpfen passiert, subjektiv.“ (S.<br />
22) Hofmann ist gesprächig, nicht nur gegenüber<br />
den Gesprächspartnern, auch gegenüber<br />
dem Leser, Weltpolitik im Plauderton,<br />
unterhaltsam, oft im Stil der ‚erlebten<br />
Rede‘, die das Gesagte oder auch Gedachte<br />
nicht wörtlich zitiert, sondern emotional<br />
färbt, Sympathien und Antipathien zu<br />
erkennen gibt. Die vielen unterschiedlichen<br />
Gesprächspartner bringen viele unterschiedliche<br />
Perspektiven zur Geltung, die wiederum<br />
vom Autor kommentierend ins Ganze<br />
integriert werden. Zum Beispiel Genscher:<br />
„Genscher spult den Film dieser Jahre vor<br />
dem inneren Auge noch einmal ab. Alles,<br />
wirklich alles ist ihm präsent.“ (S. 137)<br />
„Nicht vergessen hat Genscher: Unnachgie-<br />
148<br />
big bis zuletzt blieb Kohl vor allem in der<br />
Frage der Oder-Neiße-Linie, das war die<br />
ewige Hauptdiff erenz. Er wusste, dass sein<br />
eigener Außenminister anders darüber dachte.<br />
Alle dachten anders als er, ob in Paris,<br />
London, Warschau oder Washington. (…)<br />
Auch den endgültigen Grenzvertrag nach<br />
dem Mauerfall wollte Kohl nicht selbst unterzeichnen<br />
– Genscher musste ihm das in<br />
Warschau abnehmen, der polnische Ministerpräsident<br />
Tadeusz Mazowiecki und der<br />
deutsche Außenminister setzten ihre Unterschriften<br />
darunter. Mit Sekt habe man nicht<br />
angestoßen, erinnert Genscher sich, ‚um<br />
die Gefühle der Leute nicht zu verletzen,<br />
die ihre Heimat verloren hatten‘“ (S. 139)<br />
Und in Hofmanns langer Darstellung<br />
des Gesprächs mit Tadeusz Mazowiecki lesen<br />
wir: „Mazowiecki spricht langsam, und<br />
er spricht deutsch“, für ihn kam die Wende<br />
nicht mit der Konferenz von Helsinki,<br />
„sondern erstens mit dem polnischen<br />
Papst, zweitens mit Solidarność, drittens<br />
mit Gorbatschow und viertens auch mit<br />
Reagan fange für ihn die Geschichte an, die<br />
in dem Runden Tisch und in das Ende des<br />
Kommunismus mündet.“ (S. 309) „Gerade<br />
der Runde Tisch kam in kommunistischen<br />
Staaten einer Revolution gleich, einer<br />
Revolution ohne Blutvergießen. Das<br />
macht Mazowieckis besonderen Stolz aus.<br />
Vergleichsweise egal ist ihm dabei, wer die<br />
Vaterschaft beanspruchen kann für diese<br />
Idee.“ (S. 321)<br />
Interessant die Zusammenschau. „Was<br />
also hat zum Ende geführt? Entscheidend<br />
war natürlich das Verhältnis zwischen Washington<br />
und Moskau. Aber die Polen und<br />
die Deutschen griff en der Geschichte in<br />
die Speichen, nutzten die Spielräume innerhalb<br />
dieses Rahmens und beeinfl ussten<br />
damit das Verhalten der Großen.“ (S. 462)