zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Polemika<br />
Die Tatsache, daß die deutschsprachigen<br />
Partner des Übersetzers, nämlich Lothar<br />
Lutze und Barbara Lotz u.a., Khares<br />
verschrobene Übersetzung gerühmt haben,<br />
bezeugt, daß die Hindi-Kenntnisse der beiden<br />
lückenhaft sind. Es ist ein Wunder, daß<br />
sie und ihre Kollegen jahrzehntelang ihre<br />
Tätigkeit in Indien unbehindert betreiben<br />
konnten, aber unverzeihlich daran ist, daß<br />
derjenige beharrlich verfolgt wurde, der<br />
in den neunziger Jahren versucht hat, ihre<br />
Kollegen darauf aufmerksam zu machen.<br />
Damit möchte ich nun vom Allgemeinen<br />
zum Besonderen wechseln, nämlich<br />
auch auf mich zu sprechen kommen:<br />
Denn der Rezensent, der 1998 und 2000<br />
die in Hindi übersetzte Version von Günter<br />
Grass‘ „Zunge zeigen“ rezensiert hat, war<br />
ich. Ich kenne nicht viele Germanisten, die<br />
aus dem Deutschen in meine Muttersprache<br />
Hindi literarische Werke übersetzt haben<br />
bzw. dies auch wirklich können. Das<br />
heißt, daß meine Erfahrungen im Bereich<br />
Übersetzung deutschsprachiger Literatur<br />
in Indien ein holistisches Bild darstellen.<br />
Ich werde also meine Beobachtungen<br />
als die aus Erfahrung konkret gewonnenen<br />
empirischen Kenntnisse eines Betroff enen<br />
bezeichnen können.<br />
Der rezensierte Übersetzer und seine indischen<br />
und deutschen Förderer haben die<br />
Kritik als eine Herausforderung aufgefasst.<br />
Da man zu seiner Kritik nichts Sachliches<br />
zu sagen hatte, hat man gegen ihn agitiert,<br />
nicht direkt, sondern verdeckt. Anlässlich<br />
der Deutschen Festspiele 2000/01 in<br />
Indien ersuchte mich der Beauftragte der<br />
Festspiele Georg Lechner um eine Gefälligkeit.<br />
13 Ich wurde darum gebeten, ein Werk<br />
von Günter Grass ins Hindi zu übersetzen.<br />
13 Georg Lechners Schreiben an Amrit Mehta:<br />
09.02.2000.<br />
124<br />
Die staatliche Literaturakademie sollte das<br />
übersetzte Werk veröff entlichen, und darüber<br />
sollte im Januar 2001 im Goethe-Institut,<br />
New Delhi eine Werkstatt organisiert<br />
werden. Ich lehnte das Angebot ab, da dieses<br />
unerwartetes Angebot nach einer Verschwörung<br />
roch, und weigerte mich, an<br />
der Werkstatt teilzunehmen. Der Ton des<br />
Schreibens war bezaubernd, der Inhalt aber<br />
entzaubernd und konspirativ, weil die Werke,<br />
die in der Werkstatt übersetzt werden<br />
sollten, alle auf Englisch schon erhältlich<br />
waren; außerdem war es für die indischen<br />
Übersetzer obligatorisch, mit deutschen<br />
Muttersprachlern als Anhängseln zusammenzuarbeiten.<br />
Der Vorgesetzte des sogenannten<br />
Center for Literary Translations,<br />
Prof. Pramod Talgeri, sollte der Berater der<br />
Werkstatt sein; zwei leitende Hindi- und<br />
Marathi-Übersetzer, deren Deutschkenntnisse<br />
höchst fraglich sind, sollten die übersetzten<br />
Texte kritisch bewerten, und eine<br />
große Zahl der Teilnehmer beherrschte nur<br />
eine der relevanten Sprachen ziemlich gut.<br />
Ich möchte hier die relevanten Teile meiner<br />
Antwort auf Georg Lechners Fax zitieren:<br />
Sie würden vielleicht meine Meinung<br />
akzeptieren, daß man am liebsten solche Autoren<br />
übersetzen möchte, deren Werk im Englischen<br />
(…) nicht bereits vorliegt. Dadurch<br />
kann man den Lug und Trug im Bereich der<br />
Übersetzung von fremdsprachiger Literatur<br />
in Indien abwenden. Man hat das indische<br />
Lesepublikum seit Jahrzehnten durch Übersetzungen<br />
schon vorhandener anderer Übersetzungen<br />
angeschwindelt – und zwar auf<br />
Kosten der deutschen Steuerzahler – und so<br />
etwas muß nicht weiter als praktikabel anerkannt<br />
werden (…). Ich möchte mit allem<br />
Nachdruck erklären, daß etliche Inder auch<br />
ohne Hilfe deutscher Muttersprachler in ihre<br />
Muttersprachen übersetzen können. Nötigen-