zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Literature“, den die deutsche Botschaft in<br />
Indien gratis an verschiedene Germanisten<br />
und Bibliotheken geschickt hatte, ist ein<br />
treffl iches Beispiel für die Günstlingswirtschaft<br />
und Selbstbespiegelung des genannten<br />
Zweckverbandes. Die Herausgeber des<br />
Bands sind ein indischer Schriftsteller namens<br />
Vishnu Khare, der viele Bücher aus<br />
dem Deutschen ins Hindi übersetzt hat,<br />
und Frau Barbara Lotz, die damalige Direktorin<br />
des Südasien–Instituts in New Delhi.<br />
Der Band wurde im Jahr 1998 veröffentlicht.<br />
Das Vorwort hat Georg Lechner<br />
geschrieben, der zweimal, einmal in den<br />
60er/70er Jahren und einmal in den 90er<br />
Jahren als Direktor des Max Müller Bhavans<br />
in New Delhi tätig gewesen ist. Er hat<br />
in seinem Vorwort Vishnu Khare und auch<br />
dessen Übersetzung von Günter Grass‘ Indien-Buch<br />
„Zunge zeigen“ 3 in den Himmel<br />
gehoben. Dafür hat Khare dankend<br />
behauptet: „(…) Seit 1973 habe ich mit Dr.<br />
Lutze und den Zweigstellen des Südasien-Instituts<br />
und Max Müller Bhavans enge zwanglose<br />
Beziehungen gehabt, und seit den letzten<br />
25 Jahren kenne ich die meisten Direktoren<br />
beider Institute persönlich (…)Trotz meiner<br />
geringen Deutschkenntnisse kann ich mein<br />
Hobby, die deutsche Literatur ins Hindi zu<br />
übersetzen, nicht aufgeben. (…) Jedesmal,<br />
wenn ein deutscher Schriftsteller nach Indien<br />
kommt oder eine literarische Veranstaltung<br />
organisiert wird, werde ich von den beiden<br />
Instituten zum Übersetzen eingeladen.“ 4<br />
Außer deutschen Texten enthält der<br />
Band Texte aus 7 indischen Sprachen, nämlich<br />
Hindi, Marathi, Urdu, Bangla, Oriya,<br />
Kannada und Punjabi. Die Texte aus dem<br />
Deutschen und allen indischen Sprachen<br />
kann man merkwürdigerweise auch auf<br />
3 Vgl. Lotz-Khare 1998: XXI.<br />
4 Vgl. Lotz-Khare 1998: XXI.<br />
Amrit Mehta: Kann die moderne deutschsprachige Literatur…<br />
Englisch lesen; diese aus dem Deutschen<br />
ins Englisch übersetzten Texte hat man<br />
teilweise schon vorhandenen Quellen entnommen.<br />
Eine mehrsprachige Literaturanthologie,<br />
in der ein Leser außer Deutsch<br />
und Englisch literarische, ins Deutsche und<br />
Englische übersetzte Texte aus 7 indischen<br />
Sprachen lesen kann, trägt zwei Titel: „Living<br />
Literature“, der englische Titel ist prominenter<br />
gedruckt als der Hindi-Titel „Jeevant<br />
Sahitya“. Einen deutschen Titel hat<br />
dieses Buch nicht. Der in Indien veröff entlichte<br />
Band ist off ensichtlich für Inder gedacht,<br />
aber die Zahl der Seiten in Englisch<br />
ist beträchtlich höher als die jeder anderen<br />
Sprache. Der Preis des Buches, nämlich Rs.<br />
500,-, war im Jahr 1998 sowieso zu hoch<br />
für die ökonomisch gebeutelte Leser, die<br />
ihre Literatur in indischen Sprachen lesen<br />
wollten; Engländer und Amerikaner würden<br />
es ohnehin aus naheliegenden Gründen<br />
nicht kaufen. Das Buch ist eine narzisstische<br />
Inszenierung von Beiträgern, die<br />
sich grandios darstellen wollen, indem sie<br />
sich selbst und ihre Verbündeten präsentieren<br />
wollen. Fast alle Beiträger sind langjährige<br />
Vertrauten des Max Müller Bhavans<br />
und des Heidelberger Südasien-Instituts,<br />
und Alokranjan Dasgupta, Barbara Lotz,<br />
Lothar Lutze und Petra Matusche sind bekanntlich<br />
bei diesen zwei Instituten angestellt.<br />
Ein paar Übersetzer haben angeblich<br />
auch an den sogenannten Projekten des<br />
Center for Literary Translations mitgearbeitet.<br />
Man fi ndet Texte, die man aus einer<br />
zweiten Sprache, und in manchen Fällen<br />
auch aus einer dritten Sprache übersetzt<br />
hat, obwohl die Herausgeber im Schutzumschlag<br />
vorgegeben haben, daß der literarische<br />
Austausch zwischen indischen Sprachen<br />
und einer Fremdsprache wie Deutsch<br />
möglichst direkt, ohne den Filter der eng-<br />
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