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zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe

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Społeczeństwo<br />

S. 39). 7 Zudem ist er selbst zwei Jahre nach<br />

seiner Ei<strong>nr</strong>eise für die Klassenkameraden<br />

noch „der Pole“ (ebd. S. 51) und auch in<br />

der Öff entlichkeit schlägt ihm und seiner<br />

Mutter Missgunst entgegen:<br />

70<br />

„Was wollen bloß die ganzen Aussiedler<br />

hier!“ hatte die Frau in der Straßenbahn<br />

vorwurfsvoll gesagt, als sie hörte, wie<br />

Janusz und seine Mutter sich polnisch<br />

unterhielten. „Können kein Wort<br />

Deutsch, fi nden keine Arbeit und liegen<br />

dem Steuerzahler auf der Tasche.“ (ebd.)<br />

Seine volljährige Schwester Marzena, die als<br />

Serviererin arbeitet, da ihr polnisches Abitur<br />

für ein Studium nicht anerkannt wird,<br />

ist lernwilliger und -fähiger, „inzwischen redete<br />

sie fast genauso schnell deutsch [wie<br />

polnisch]“ (ebd. 59), zudem fordert sie im<br />

Gegensatz zur Mutter ihren Bruder immer<br />

wieder auf deutsch zu sprechen,<br />

„sonst lernen wir es nie. Du meinst,<br />

alles ist so schwierig.“ „Ja“, bestätigte<br />

Janusz seufzend und sprach dann trotz<br />

des Protestes der Schwester weiter<br />

polnisch. „Mich meckert sie dauernd<br />

an, weil ich keine Einsen schreibe, und<br />

Ferhat behandelt sie, als wäre er der<br />

letzte Dreck.“ „Nicht ganz.“ Marzena<br />

lächelte. „Zum Glück kann sie nicht aus<br />

7 Auch die Lehrer beteiligen sich zuweilen am<br />

Spott: Als Sina den Physiklehrer wegen Anzüglichkeiten<br />

gegenüber Janusz zurechtweist, gesteht dieser<br />

sich ein, dass seine Bemerkung nicht gerade pädagogisch<br />

gewesen sei. (ebd. S. 129). Zudem erliegt der<br />

Mathematiklehrer einem Stereotyp, wenn er Janusz’<br />

Mutter am Elternsprechtag sagt: „Dass Ihr Sohn<br />

Sprachschwierigkeiten hat, ist ja verständlich. Aber<br />

im Allgemeinen sind die Kinder aus dem Osten gut<br />

in Mathematik. Hans scheint da leider eine Ausnahme<br />

zu sein.“ (ebd. S. 35)<br />

ihrer polnischen Haut. Gast bleibt Gast,<br />

auch wenn’s noch so schwer fällt.“ (ebd.<br />

S. 64)<br />

Die Mutter ist gegen die Verbindung ihrer<br />

Tochter mit dem Studenten der Germanistik,<br />

Byzantinistik und Philosophie, denn<br />

dessen Eltern, die als Gastarbeiter nach<br />

Deutschland gekommen sind, fühlt sie sich<br />

„haushoch überlegen“ (ebd. S. 63) und argwöhnt,<br />

der „Türke“ mache sich an Marzena<br />

ran, um durch eine Heirat mit ihr Deutscher<br />

zu werden (ebd):<br />

Und das allerschlimmste für sie war,<br />

dass er sehr gut Deutsch sprach.<br />

Besser als Marzena und besser als sie<br />

selbst, obwohl sie doch eine gebürtige<br />

Deutsche war. Das wollte nicht in ihren<br />

Kopf gehen. Türken waren Ausländer<br />

und hatten Deutsch allenfalls zu<br />

radebrechen. (ebd. S. 62) 8<br />

Als Marzena feststellt, Ferhat sei mehr<br />

Deutscher als sie, behauptet die Mutter,<br />

dass die anderen unwillkommene Gäste in<br />

der Bundesrepublik seien, sie aber ein Recht<br />

hätten, hier zu sein (ebd. S. 63). Sie ist sich<br />

aber durchaus bewusst, dass ihre Tochter<br />

Ferhat auch gegen ihren Willen ehelichen<br />

würde. Selbst als Marzena mit Ferhat dessen<br />

inzwischen wieder in die Türkei remigrierte<br />

Familie in Istanbul besucht, hegen<br />

beide nach ihrer Rückkehr keine Heiratsab-<br />

8 Entsprechend entrüstet reagiert die Mutter,<br />

als ein Cousin ihr vorwirft, dass sie zu oft polnisch<br />

spreche, somit ihr Deutsch nicht besser geworden<br />

sei, und Ferhat sie mit seinen Eltern vergleicht:<br />

„Mein Vater sprach noch nach achtzehn Jahren nur<br />

gebrochen deutsch, und meine Mutter, die nicht berufstätig<br />

war, verstand kaum ein Wort.“ (ebd. 111)

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