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zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe

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Polemika<br />

auch nur je Deutsch gelernt zu haben. Die<br />

befreundeten indischen Germanisten legitimierten<br />

diese semantisch und stilistisch<br />

inakzeptabel durchgeführten Übersetzungen,<br />

indem sie bei verschiedenen Konferenzen<br />

großherzig würdigten. Mit der Unterstützung<br />

des Max Müller Bhavans und<br />

berühmter indischer Schriftsteller wurden<br />

einige indische Germanisten plötzlich zu<br />

Übersetzungsexperten aller aus dem Deutschen<br />

ins Hindi übersetzten literarischen<br />

Werke. Einer von ihnen, Prof. Pramod Talgeri,<br />

dessen Hindi-Kenntnisse nicht außergewöhnlich<br />

sind, war kühn genug, ein sogenanntes<br />

„Center for Literary Translation“<br />

zu gründen, und jahrelang damit großzutun,<br />

daß er von der indischen Nationalen<br />

Akademie der Literatur mit einem Projekt<br />

namens „Indien übersetzen“ beauftragt<br />

worden sei. 1 Es handle sich um ein Unternehmen,<br />

in dem Texte bedeutender deutscher<br />

Autoren, Indologen und Philosophen<br />

aus dem Deutschen in verschiedene<br />

indische Sprachen, aber zunächst in Hindi<br />

und Marathi, übersetzt werden sollten.<br />

Diese ausgewählten deutschen Autoren<br />

für die sogenannte Hindi-Anthologie waren<br />

Herder, Max Müller, Hegel, Friedrich<br />

und Wilhelm Schlegel, Schopenhauer, Karl<br />

Marx, Hubert Fichte, Peter Sloterdijk, Lion<br />

Feuchtwanger, Gustav Meyrink, Wilhelm<br />

Halbfaß, Willy Haas, Günter Grass, Dieter<br />

Rothermund, Detlef Kantowsky, Ingeborg<br />

Drewitz, Kulessa und Hei<strong>nr</strong>ich Weizsäcker,<br />

Goethe, Brecht, Rilke, Heine und Joseph<br />

Winkler. Für 25 Texte wurden 12 Übersetzer<br />

ausgesucht, von denen die meisten<br />

über keine Deutschkenntnisse verfügten.<br />

Die Anthologie sollte am 15. August 1997<br />

präsentiert werden; dieser Zeitpunkt war<br />

1 Im Internet unter: http://www.isquareit.ac.in/<br />

i2it_academiccouncil<br />

120<br />

wichtig für die Fertigstellung des Projekts,<br />

weil der 15. August ein historischer Tag ist,<br />

nämlich der Nationalfeiertag Indiens, und<br />

1997 Indien das fünfzigjährige Jubiläum<br />

seiner Unabhängigkeit feiern sollte.<br />

Aber auch heute, 14 Jahre nach dem angeblichen<br />

Beginn des Projekts, prahlt der<br />

„Herausgeber“ der Anthologie auf vielen<br />

Internetseiten damit, daß er noch immer<br />

mit dem ihm von der Nationalen Akademie<br />

der Literatur anvertrauten Projekt beschäftigt<br />

sei. 2 Seine Geschichte war und ist<br />

von Anfang an eine Fata Morgana. Es handelt<br />

sich um ein Projekt, das nie begonnen<br />

wurde und darum auch nicht beendet werden<br />

kann. Das 50jährige Jubiläum unseres<br />

Nationalfeiertags ist längst vorbei. Man hat<br />

im Namen eines interkulturellen Brückenbauens<br />

das eigene Vaterland Indien und<br />

Deutschland auf den Leim geführt. Das<br />

Merkwürdigste daran ist, daß die Nationale<br />

Akademie der Literatur mir vor einigen<br />

Monaten mitgeteilt hat, daß der besagte indische<br />

Germanist und dessen Center for Literary<br />

Translation nie mit dem genannten<br />

Projekt beauftragt worden sei, die Akademie<br />

nie mit ihm oder seinem Center etwas<br />

zu tun gehabt habe, und vor allem, dass die<br />

Akademie in den letzten 16 Jahren nie einen<br />

Hindi-Band mit Übersetzungen deutscher<br />

Texte geplant habe.<br />

Das Bhavan hat sich im Bereich Übersetzungspolitik<br />

ständig auf solche Prominenten<br />

in Indien verlassen, die eine Übersetzungspolitik<br />

formulieren konnten, die<br />

off enbar nur zum Vorteil der Indologen des<br />

Südasien-Instituts und von deren Freunden<br />

taugte. Ein von Bhavan fi nanziell unterstütztes<br />

Unternehmen, nämlich ein herausgegebener<br />

Band mit dem Titel „Living<br />

2 Im Internet unter: http://www.isquareit.ac.in/<br />

i2it_academiccouncil

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