zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Bodo Heimann: Zwei Bücher zur europäischen Wende nach zwei Jahrzehnten<br />
Dabei wird die Bedeutung Gorbatschow<br />
besonders betont: „Bei allem Respekt vor<br />
der politischen Emanzipation Polens aus<br />
eigener Kraft – niemanden triff t man zwischen<br />
Warschau und Berlin, der Gorbatschows<br />
herausragenden Anteil an der großen<br />
Zäsur bestreitet. Die überaus positive<br />
Sicht auf ihn bei meinen Gesprächspartnern<br />
in Warschau wie in Berlin legt allerdings<br />
den Schluss nahe, dass in ihren Augen<br />
er es war, der in vielerlei Hinsicht die<br />
strategischen Schritte plante, während Ronald<br />
Reagan und der Westen vor allem reagierten.“<br />
(S. 465)<br />
Was aus historischem Abstand auch<br />
deutlich wird, aber bei Hofmann keine<br />
Rolle spielt, ist ein wichtiger wirtschaftspolitischer<br />
Unterschied zwischen Polen<br />
und Deutschland. Polen konnte seine wirtschaftlichen<br />
Fortschritte innerhalb gesicherter<br />
Grenzen betreiben, zukunftsorientiert,<br />
optimistisch, was heute noch spürbar<br />
ist. In der ehemaligen DDR aber trat nach<br />
der großen Begeisterung eine gewisse Ernüchterung<br />
ein. Eine u<strong>nr</strong>ühmliche Rolle<br />
bei der überstürzten Privatisierung ehemaligen<br />
Volkseigentums spielte die sogenannte<br />
„Treuhand“. Westliche Firmen übernahmen<br />
östliche Besitzungen, sei es, um in<br />
eigener Regie weiter zu produzieren, sei es<br />
um unliebsame Konkurrenz stillzulegen, sei<br />
es dass Abenteurer glaubten, ihr Glück zu<br />
machen und dann doch scheiterten. Auch<br />
kulturpolitisch gab es ‚Übernahmen‘. Manche<br />
westdeutsche Professoren nutzten die<br />
Gelegenheit, ihren habilitierten Zöglingen<br />
ostdeutsche Lehrstühle zu verschaff en.<br />
Dass es trotzdem auch in den Ländern der<br />
ehemaligen DDR bald die von Kohl versprochenen<br />
blühenden Landschaften gab,<br />
ist unter solchen Bedingungen ein beachtlicher<br />
Erfolg.<br />
Helmut Kohl erfreut sich übrigens bei<br />
Hofmann keiner besonderen Wertschätzung,<br />
off enbar auch weil er sich selbst als<br />
‚Kanzler der Einheit‘ exponiert und gewürdigt<br />
hat. Seine Leistung aber, dass er, bis<br />
dato eher als Zögerer bekannt, im entscheidenden<br />
Augenblick die Gunst der Stunde<br />
nutzte, den ‚Mantel der Geschichte‘ ergriff<br />
und in sichere neue politische Realität verwandelte,<br />
kennzeichnet eben doch den großen<br />
Politiker.<br />
Nützliche Informationen bietet Hofmann<br />
nicht nur innerhalb der einzelnen<br />
Kapitel, sondern auch durch angefügte<br />
‚Biographische Skizzen‘.<br />
2.<br />
Das zweisprachige Buch von Tytus<br />
Jaskułowski und Karoline Gil enthält Interviews,<br />
die im Jahr 20<strong>10</strong> geführt wurden.<br />
Tytus Jaskułowski ist Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Hannah Arendt Institut für<br />
Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen<br />
Universität Dresden, Karoline Gil<br />
ist Kulturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin<br />
der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit.<br />
Ihre Gesprächspartner waren<br />
Tadeusz Mazowiecki, Horst Teltschik,<br />
Hans-Dietrich Genscher, Janusz Reiter,<br />
Wilhelm Höynck, Jerzy Sułek, Klaus Ziemer,<br />
Włodzimierz Borodziej, Kai-Olaf<br />
Lang und Piotr Buras.<br />
In der Einführung betonen die Herausgeber<br />
die positive Bedeutung des<br />
deutsch-polnischen Vertrags über gute<br />
Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit<br />
vom 17. Juni 1991 und erläutern<br />
die Auswahl ihrer Interview-Partner.<br />
Urteile aus fünf Funktionsgruppen<br />
wurden eingeholt: I. Initiatoren der politischen<br />
Annäherung, II. direkte Verhandlungspartner,<br />
III. Diplomaten, die die Ver-<br />
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