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zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe

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nen Erwachsene<strong>nr</strong>omanen der Fall, auch<br />

die Helden seiner Kinderbücher sind nur<br />

das Glied einer Gesellschaft, gegen die sie<br />

sich behaupten müssen.<br />

Am Gehaltvollsten sind noch die „Drei<br />

Männer im Schnee“: Als ein reicher Geheimrat<br />

– Tobler – sich auf einer Reise als<br />

ein armer Mann ausgibt und ein Armer –<br />

Fritz Hagedorn – für einen Millionär gehalten<br />

wird, beginnt hier eine turbulente Verwechslungskomödie.<br />

Fritz Hagedorn hat<br />

zwar das Preisausschreiben gewonnen, und<br />

somit ist ihm die Möglichkeit gegeben, Geheimrat<br />

Tobler und dessen Diener Johann<br />

Kesselhuth kennen zu lernen. Aber er hat<br />

nicht die Wahl des Ferienortes und wird<br />

bis zuletzt über die Herkunft seiner beiden<br />

Freunde und seiner Braut im Unklaren<br />

gelassen. Die Beschreibung der Freundschaft<br />

zwischen Tobler und Hagedorn ist<br />

für Kästner ein Mittel, Hagedorns ideale<br />

Charaktereigenschaften zu unterstreichen.<br />

Diese Eigenschaften, die Hagedorn als fast<br />

fehlerlosen jungen Mann schildern, überwinden<br />

schließlich alle Hindernisse, die<br />

ihm von der Gesellschaft in den Weg gelegt<br />

worden waren, und der Roman kommt zu<br />

einem glücklichen Ende.<br />

In allen drei Romanen gibt es eine zweigeteilte<br />

Gesellschaft: eine hirnlose, vergnügungssüchtige<br />

Masse, die ehrlichen Menschen<br />

wie dem Geheimrat Tobler, seiner<br />

Familie und seinen Bediensteten feindlich<br />

gegenübersteht, eine Verbrecherbande,<br />

von Joachim Seiler erfolgreich verfolgt,<br />

und schließlich die Machthaber des<br />

Dritten Reiches auf der einen und Georg<br />

Rentmeister und sein Freund Karl auf der<br />

anderen Seite. Der Humorist Kästner arbeitet<br />

hier mit den Mitteln der Übertreibung,<br />

und so sind die einen besonders gut<br />

und vom Glück begünstigt, während die<br />

Klaus Hammer: Kästners Romane<br />

anderen besonders dumm oder lächerlich<br />

böse erscheinen. Dass die Guten schließlich<br />

belohnt werden, mag zwar dem Idealisten<br />

Kästner gutgeschrieben werden, aber<br />

der Idealist muss sich dann auch gefallen<br />

lassen, dass diese Romane der Gattung des<br />

Unterhaltungsromans zuzurechnen sind.<br />

Denn bezeichnenderweise gehört zum guten<br />

Ende eines jeden der drei Romane auch<br />

der fi nanzielle Aufstieg der Helden. Fritz<br />

Hagedorn wird Geheimrat Toblers Nachfolger<br />

– wie denn auch anders. Joachim<br />

Seiler bekommt – wie denn auch anders –<br />

einen Direktorenposten in seiner Versicherungsanstalt<br />

und Georg Rentmeister heiratet<br />

– wie denn auch anders – eine begüterte<br />

Grafentochter. Das ist so ganz nach dem<br />

Geschmack von Lieschen Müller.<br />

Aber dennoch ist das Spiel der Täuschungen<br />

und Verwechslungen, der Doppelrollen<br />

nicht so ganz ohne. Geheimrat<br />

Tobler begibt sich als armer Eduard Schulze<br />

in ein vornehmes Hotel nach Bruckbeuren,<br />

um „das Glashaus (zu) demolieren, in<br />

dem ich sitze“, und diese Doppelrolle behält<br />

er auch dann noch bei, als man ihn<br />

schließlich aus dem Hotel hinauswirft. Joachim<br />

Seiler nimmt als eigenmächtiger Detektiv<br />

den Namen seines Freundes an, um<br />

eine kostbare Miniatur vor dem Gestohlenwerden<br />

zu bewahren, und im „Kleinen<br />

Grenzverkehr“ spielt eine ganze Grafenfamilie<br />

in den Rollen der Dienerschaft Th eater<br />

für reiche amerikanische Touristen. Die<br />

Figuren verändern sich in diesen Doppelrollen<br />

zwar nicht (Kästner ging es ja nicht<br />

um einen vielschichtigen psychologischen<br />

Aufbau der Charaktere), aber das Verhalten<br />

der Gesellschaft den „gedoppelten“ Figuren<br />

gegenüber hat Kästner hier wohl mehr interessiert<br />

als das aktive Handeln der Helden<br />

selbst. Selbst in seinen humoristischen<br />

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