zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nen Erwachsene<strong>nr</strong>omanen der Fall, auch<br />
die Helden seiner Kinderbücher sind nur<br />
das Glied einer Gesellschaft, gegen die sie<br />
sich behaupten müssen.<br />
Am Gehaltvollsten sind noch die „Drei<br />
Männer im Schnee“: Als ein reicher Geheimrat<br />
– Tobler – sich auf einer Reise als<br />
ein armer Mann ausgibt und ein Armer –<br />
Fritz Hagedorn – für einen Millionär gehalten<br />
wird, beginnt hier eine turbulente Verwechslungskomödie.<br />
Fritz Hagedorn hat<br />
zwar das Preisausschreiben gewonnen, und<br />
somit ist ihm die Möglichkeit gegeben, Geheimrat<br />
Tobler und dessen Diener Johann<br />
Kesselhuth kennen zu lernen. Aber er hat<br />
nicht die Wahl des Ferienortes und wird<br />
bis zuletzt über die Herkunft seiner beiden<br />
Freunde und seiner Braut im Unklaren<br />
gelassen. Die Beschreibung der Freundschaft<br />
zwischen Tobler und Hagedorn ist<br />
für Kästner ein Mittel, Hagedorns ideale<br />
Charaktereigenschaften zu unterstreichen.<br />
Diese Eigenschaften, die Hagedorn als fast<br />
fehlerlosen jungen Mann schildern, überwinden<br />
schließlich alle Hindernisse, die<br />
ihm von der Gesellschaft in den Weg gelegt<br />
worden waren, und der Roman kommt zu<br />
einem glücklichen Ende.<br />
In allen drei Romanen gibt es eine zweigeteilte<br />
Gesellschaft: eine hirnlose, vergnügungssüchtige<br />
Masse, die ehrlichen Menschen<br />
wie dem Geheimrat Tobler, seiner<br />
Familie und seinen Bediensteten feindlich<br />
gegenübersteht, eine Verbrecherbande,<br />
von Joachim Seiler erfolgreich verfolgt,<br />
und schließlich die Machthaber des<br />
Dritten Reiches auf der einen und Georg<br />
Rentmeister und sein Freund Karl auf der<br />
anderen Seite. Der Humorist Kästner arbeitet<br />
hier mit den Mitteln der Übertreibung,<br />
und so sind die einen besonders gut<br />
und vom Glück begünstigt, während die<br />
Klaus Hammer: Kästners Romane<br />
anderen besonders dumm oder lächerlich<br />
böse erscheinen. Dass die Guten schließlich<br />
belohnt werden, mag zwar dem Idealisten<br />
Kästner gutgeschrieben werden, aber<br />
der Idealist muss sich dann auch gefallen<br />
lassen, dass diese Romane der Gattung des<br />
Unterhaltungsromans zuzurechnen sind.<br />
Denn bezeichnenderweise gehört zum guten<br />
Ende eines jeden der drei Romane auch<br />
der fi nanzielle Aufstieg der Helden. Fritz<br />
Hagedorn wird Geheimrat Toblers Nachfolger<br />
– wie denn auch anders. Joachim<br />
Seiler bekommt – wie denn auch anders –<br />
einen Direktorenposten in seiner Versicherungsanstalt<br />
und Georg Rentmeister heiratet<br />
– wie denn auch anders – eine begüterte<br />
Grafentochter. Das ist so ganz nach dem<br />
Geschmack von Lieschen Müller.<br />
Aber dennoch ist das Spiel der Täuschungen<br />
und Verwechslungen, der Doppelrollen<br />
nicht so ganz ohne. Geheimrat<br />
Tobler begibt sich als armer Eduard Schulze<br />
in ein vornehmes Hotel nach Bruckbeuren,<br />
um „das Glashaus (zu) demolieren, in<br />
dem ich sitze“, und diese Doppelrolle behält<br />
er auch dann noch bei, als man ihn<br />
schließlich aus dem Hotel hinauswirft. Joachim<br />
Seiler nimmt als eigenmächtiger Detektiv<br />
den Namen seines Freundes an, um<br />
eine kostbare Miniatur vor dem Gestohlenwerden<br />
zu bewahren, und im „Kleinen<br />
Grenzverkehr“ spielt eine ganze Grafenfamilie<br />
in den Rollen der Dienerschaft Th eater<br />
für reiche amerikanische Touristen. Die<br />
Figuren verändern sich in diesen Doppelrollen<br />
zwar nicht (Kästner ging es ja nicht<br />
um einen vielschichtigen psychologischen<br />
Aufbau der Charaktere), aber das Verhalten<br />
der Gesellschaft den „gedoppelten“ Figuren<br />
gegenüber hat Kästner hier wohl mehr interessiert<br />
als das aktive Handeln der Helden<br />
selbst. Selbst in seinen humoristischen<br />
137