zeszyt nr 10/2011 - Zbliżenia Interkulturowe
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Polemika<br />
man deutscher literarischer Werke aus den<br />
englischen Übersetzungen in die indischen<br />
Sprachen übersetzt.<br />
Diese Situation dürfte widersprüchlich<br />
sein: Während ein Inder sich für die deutsche<br />
Literatur einsetzt, bemühen sich die<br />
kulturfördernden Organe deutschsprachiger<br />
Länder darum, diese Bemühungen zu<br />
vereiteln. Aber es passiert wohl öfter, daß<br />
man sich ins eigene Fleisch schneidet.<br />
Außer Hindi haben wir viele andere literarisch<br />
traditionsreiche Sprachen in Indien,<br />
nämlich Bangla, Marathi, Kannada<br />
und Malayalam, in denen hervorragende<br />
Literatur verfasst wird. Es ist seltsam, dass<br />
keines der Kulturzentren deutschsprachiger<br />
Länder bisher Übersetzer fi nden konnte,<br />
die die deutschsprachige Literatur in<br />
ihre Muttersprachen übersetzen können.<br />
Georg Lechner hatte mir hinsichtlich der<br />
Deutschen Festspiele in Indien in seinem<br />
schon zitierten Brief geschrieben: „Projekte<br />
wie dieses, noch dazu im Rahmen eines Festivals<br />
konzipiert, rechnen mit dem besonderen<br />
Engagement einiger über die Jahrzehnte<br />
bewährter Partner. Als akademischer Lehrer,<br />
Mittler und Funktionsinhaber kann Herr<br />
Talgeri – wie auch andere – selbst im Einzelfall<br />
als Übersetzer tätig werden und junge<br />
Leute für solche Aufgaben interessieren<br />
und ermutigen.“ Diese Lehrer, Mittler und<br />
Funktionsinhaber, wie wir jetzt wissen, haben<br />
junge Leute eigentlich eher entmutigt<br />
und gedemütigt.<br />
Es ist empirisch anerkannt, daß die<br />
Goethe-Institute in anderen Ländern alles<br />
tun, den in ihre Muttersprachen übersetzenden<br />
literarischen Übersetzern bei ihrem<br />
Bemühen mit allen Mitteln zu helfen, aber<br />
bei Max Müller Bhavans ist es umgekehrt.<br />
Das Goethe-Institut braucht sich nur darum<br />
zu bemühen, daß das Max Müller Bhavan<br />
nicht bloß einen indischen Namen<br />
trägt, sondern auch ein Herz und Gewissen<br />
für Inder hat, nicht ausschließlich für die<br />
Englisch sprechenden, Whisky und Wein<br />
trinkenden Inder, sondern auch für Millionen<br />
der schlichten Inder, die in ihrem Leben<br />
nie ein Max Müller Bhavan besuchen<br />
würden, aber sich ebenfalls für Deutschland<br />
und die deutsche Literatur interessieren.<br />
Und wie gesagt: in Indien, „wo das<br />
Goethe-Institut als leitendes Organ (…)<br />
Deutschlernen ermöglicht und fördert, bedarf<br />
es gewisser Intervention.“ In den anderen<br />
beiden Kulturzentren deutschsprachiger<br />
Länder müssten auch durchgreifende<br />
Maßnahmen ergriff en werden.<br />
[Die Zitate aus dem Hindi und Englisch<br />
wurden von mir ins Deutsche übersetzt.]