LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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Eine Reihe von Gründen spricht dafür, dass die wirtschaftlichen <strong>Auswirkungen</strong> von<br />
Lothar für die öffentlichen WE schwerer wiegen als für die bäuerlichen WE. Die<br />
Hauptursache dafür ist, dass für die Mehrheit der Landwirtschaftsbetriebe mit <strong>Wald</strong><br />
die wirtschaftliche Bedeutung des <strong>Wald</strong>es gering ist. So ist für 75% die Bedeutung<br />
des <strong>Wald</strong>es als Einkommensquelle «unwichtig» oder «eher unwichtig». Zudem sind<br />
die absolut angefallenen Sturmholzmengen im Bauernwald sehr viel kleiner, so dass<br />
die Verwertung ein geringeres Problem darstellt, insbesondere weil ein grosser Teil<br />
des Sturmholzes für die Eigenversorgung mit Energieholz verwendet werden kann.<br />
Hinzu kommt, dass die bäuerlichen WE beim Einsatz ihrer Arbeitskapazität flexibler<br />
sind und somit einen grösseren Spielraum für die Optimierung ihres Arbeitseinsatzes<br />
haben. Auch führen sie seltener arbeits- und kostenintensive Massnahmen<br />
durch (Pflanzung, Wildschutz- und andere Kultur- und Pflegemassnahmen). Ausserdem<br />
ist im Bauernwald aufgrund tendenziell höherer Holzvorräte seltener eine<br />
Verringerung der Holznutzung zu erwarten; falls die Holznutzung jedoch wegen<br />
grosser Sturmschäden verringert werden muss, so ist dies aufgrund der grossen Bedeutung<br />
der Selbstversorgung eher ergebnisneutral. Diese Interpretation wird dadurch<br />
gestützt, dass die bäuerlichen WE halb so häufig eine langfristige Verschlechterung<br />
des Betriebsergebnisses aus dem <strong>Wald</strong> aufgrund von Lothar innerhalb<br />
der nächsten 10–20 Jahre erwarten. Schliesslich sind sturmbedingte Veränderungen<br />
in der Bewirtschaftung und der Betriebsorganisation im Bauernwald deutlich<br />
seltener, was ebenfalls für einen geringeren wirtschaftlichen Anpassungsdruck<br />
aufgrund von Lothar spricht.<br />
Wie verhält es sich mit den <strong>Auswirkungen</strong> von Lothar im nichtbäuerlichen Privatwald?<br />
Aufgrund der durchschnittlich sehr kleinen <strong>Wald</strong>flächen nehmen wir an, dass<br />
der Privatwald ausserhalb des Bauernwaldes sehr selten eine wirtschaftliche Bedeutung<br />
für das Haushaltseinkommen hat. Die These, dass die wirtschaftlichen <strong>Auswirkungen</strong><br />
von Lothar für die öffentlichen WE schwerer wiegen als im Bauernwald<br />
lässt sich deshalb in der Schweiz auch auf den nichtbäuerlichen Privatwald ausdehnen.<br />
Wir schliessen daraus, dass private WE sehr selten wirtschaftlich schwerwiegend<br />
von Lothar betroffen sind.<br />
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die zentrale Ursache für die grösseren wirtschaftlichen<br />
<strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar für die öffentlichen WE darin begründet<br />
liegt, dass ihre Holzproduktion stärker in den Markt integriert ist und damit<br />
das Betriebsergebnis aus dem <strong>Wald</strong> in viel höherem Ausmass von der Entwicklung<br />
der Preis- und Absatzverhältnisse abhängt. Umso mehr fällt ins Gewicht, dass bei<br />
72% der öffentlichen WE der Holzpreis den Räumungsentscheid nicht wesentlich<br />
beeinflusst hat. Dies stellt ein starkes Indiz dafür dar, dass das kurzfristige Kosten-<br />
Nutzen-Verhältnis der Aufrüstung wenig entscheidungsrelevant war. Dadurch haben<br />
sich die negativen wirtschaftlichen <strong>Auswirkungen</strong> von Lothar vermutlich weiter<br />
erhöht. Ausdruck einer möglicherweise mangelhaften Beachtung der Preis- und Absatzverhältnisse<br />
ist auch, dass die Liquidität in den ersten 2 Jahren nach Lothar nur<br />
bei 2% der öffentlichen WE zugenommen hat. Da überdurchschnittlich grosse<br />
Holzmengen verkauft wurden, wäre zu erwarten gewesen, dass sich dies für weit<br />
mehr öffentliche WE in einer kurzfristig erhöhten Liquidität niederschlägt.<br />
7 Verteilung der ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> auf bäuerliche und öffentliche <strong>Wald</strong>eigentümerInnen 113