LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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Öffentliche Mittel zur<br />
Bewältigung des Sturmes<br />
Übergeordnete<br />
Zielsetzung:<br />
Verbesserung der<br />
Entscheidungsgrundlagen<br />
für die Politik<br />
rund 10 SFr. je m³ Sturmholz deutlich niedrigere Schadenszahlen berechnete 56 . In<br />
allen drei Ländern fehlen dabei laut Kissling et al. (2002: 2) Angaben, wie diese<br />
Schätzungen zustande kamen und auf welchen Annahmen sie beruhen.<br />
Trotz unsicherer Datengrundlage über die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms<br />
wurden in grossem Umfang öffentliche Mittel zur Sturmbewältigung bereitgestellt.<br />
Das eidgenössische Parlament bewilligte in drei Finanzierungsbeschlüssen 405<br />
Mio. SFr. (inkl. 110 Mio. rückzahlbare Investitionskredite) zur Finanzierung der<br />
Sturmbewältigung, womit zusammen mit den ordentlichen Budgetmitteln (105 Mio.<br />
SFr.) und den geschätzten kantonalen Mitteln 57 insgesamt rund 780 Mio. SFr. für<br />
die Lotharbewältigung zur Verfügung standen bzw. stehen. Die Mittel von Bund<br />
und Kantonen zur Sturmbewältigung liegen damit in vergleichbarer Höhe wie die<br />
Schätzungen der finanziellen <strong>Auswirkungen</strong> durch die Forstdirektion. Angesichts<br />
dieser Zahlen stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Schadenshöhe<br />
und den öffentlichen Mitteln zur Schadensbewältigung: Lässt sich aus der<br />
Schadenshöhe auf den Bedarf an öffentlichen Mitteln schliessen?<br />
Das unmittelbare Ziel der vorliegenden Studie ist es, die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong><br />
des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> abzuschätzen. Das übergeordnete<br />
Ziel geht nach unserem Verständnis jedoch über diese Fragestellung hinaus und besteht<br />
darin, zusammen mit weiteren Lothar-Forschungsprojekten die Entscheidungsgrundlagen<br />
für die Beurteilung des politischen Handlungsbedarfs zu verbessern.<br />
Angesichts dieser übergeordneten Zielsetzung wollen wir im vorliegenden<br />
Abschnitt nicht einfach die Ergebnisse zu den ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> zusammenfassen.<br />
Es geht vielmehr um ihre Interpretation und um den Beitrag, den sie<br />
zur Beantwortung dieser politischen Fragen leisten können. Dazu muss als erstes<br />
geklärt werden, aufgrund welcher Kriterien der politische Handlungsbedarf beurteilt<br />
werden soll. Auf der Suche nach Kriterien orientieren wir uns am <strong>Wald</strong>gesetz<br />
(WaG), einerseits am Zweckartikel (Art. 1 WaG, vgl. weiter oben in Abschnitt 8.1)<br />
und andererseits am Katastrophenartikel (Art. 28 WaG):<br />
«Bei <strong>Wald</strong>katastrophen kann die Bundesversammlung mit allgemeinverbindlichem,<br />
nicht referendumspflichtigem Bundesbeschluss Massnahmen ergreifen, die insbesondere<br />
der Erhaltung der <strong>Wald</strong>- und Holzwirtschaft dienen.»<br />
Art. 28 WaG<br />
Wir leiten aus diesen beiden Gesetzesartikeln die folgenden Kriterien zur Beurteilung<br />
eines politischen Handlungsbedarfs her:<br />
• Gefährdung des <strong>Wald</strong>es und seiner Verteilung<br />
56<br />
Die Durchschnittszahlen stammen aus dem Synthesebericht des Lothar-Forschungsprojekts «Sturmschäden<br />
im <strong>Wald</strong>, 1999: Eine vergleichende Analyse der politischen Prozesse und der staatlichen<br />
Massnahmen nach «Lothar» und «Martin» in der Schweiz, Deutschland und Frankreich» (Tabelle 2,<br />
S. 2) von Kissling-Näf et al. (27. Mai 2002).<br />
57<br />
Diese Schätzung beruht auf einer Extrapolation der Finanzierungsanteile im Jahr 2000: Auf den Bund<br />
entfielen 61%, auf die Kantone 39% der Beiträge (Kissling et al. 2002: 39).<br />
144 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I