LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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ohne menschliches Eingreifen wieder <strong>Wald</strong> entsteht. Der Unterschied ist auch<br />
hier kein grundsätzlicher, sondern ein gradueller.<br />
Ein weiterer Grund, der die ökonomische Bedeutung von Lothar relativiert, ist, dass<br />
gemäss unseren Modellrechnungen über 80% des Sturmholzes hiebsreif und aus<br />
Sicht der Holzproduktion tendenziell überaltert waren. Hier drängt sich die Frage<br />
auf, weshalb dieses Holz nicht früher geerntet wurde. Aus ökonomischer Sicht ist<br />
die Begründung, dass der kostenfreie Erlös und damit der Marktwert dieser Bestände<br />
eher gering war. Wie kann aber bei einem geringen Marktwert der ökonomische<br />
Schaden gross sein? Eine Erklärung ist, dass die WE den Vermögenswert ihrer<br />
Holzvorräte subjektiv höher bewerten als der Markt, z.B. weil sie für die Zukunft<br />
bessere Preis- und Absatzbedingungen erwarten und weil sie das Schadenpotenzial<br />
grosser Holzvorräte nicht in ihr Kalkül einbeziehen. Aus ökonomischer Sicht stellen<br />
solche subjektiven Vermögensschätzungen dann eindeutige Fehleinschätzungen<br />
dar, wenn sie das höhere Schadenpotenzial nicht durch eine adäquate Risikoprämie<br />
berücksichtigen. Die Risikoprämie senkt den Vermögenswert, wie folgendes Beispiel<br />
illustriert: Ein <strong>Wald</strong>eigentümer erwartet, dass er für seinen Bestand in 10 Jahren<br />
100'000 SFr. an erntekostenfreien Erlösen erziele. Unterstellen wir eine Risikoprämie<br />
von 3%, so beträgt der Gegenwartswert dieser 100'000 SFr. noch 74'000<br />
SFr. und liegt damit 25% unterhalb der subjektiven Erwartungen des <strong>Wald</strong>eigentümers.<br />
Schliesslich gilt es, die besonderen Eigentumsverhältnisse im Schweizer <strong>Wald</strong> zu<br />
berücksichtigen. Die Mehrheit der Schweizer WE, der privaten wie der öffentlichen,<br />
ist nicht existenziell von der Holzproduktion abhängig. Dies gilt auch für die<br />
bäuerlichen WE. Für 75% der bäuerlichen WE in unserer Befragung ist der <strong>Wald</strong><br />
unwichtig oder eher unwichtig als Einkommensquelle, die grösste Bedeutung hat<br />
die Selbstversorgung mit Energieholz (96% aller bäuerlichen WE). Für die öffentlichen<br />
WE ist die ökonomische Bedeutung von Lothar zwar in absoluten Werten<br />
grösser als für die privaten (vgl. Teil II des Projektes; Baur et al. 2002: 116f.),<br />
gleichzeitig dürften viele aber in der Lage sein, die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong><br />
eines Sturms in ihrem <strong>Wald</strong> aus eigenen Kräften zu bewältigen, sei es mit Mitteln<br />
aus einem Forstreservefonds – gemäss unserer Befragung verfügen nach wie vor die<br />
Hälfte der öffentlichen WE über einen Forstreservefonds – oder mit Steuermitteln<br />
(politische Gemeinden) oder mit Mitteln aus anderen Geschäftsbereichen (z.B. viele<br />
Bürgergemeinden).<br />
Die Ergebnisse weisen unseres Erachtens überwiegend daraufhin, dass die ökonomische<br />
Bedeutung von Lothar für die Schweizer <strong>Wald</strong>wirtschaft bisher überschätzt<br />
wurde.<br />
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