LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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der uns bekannten Literatur haben wir sechs Prinzipien zum methodischen Vorgehen<br />
hergeleitet:<br />
1. Von grundlegender Bedeutung ist die Unterscheidung zwischen den direkten<br />
und indirekten <strong>Auswirkungen</strong> bzw. zwischen den Vermögens- und Einkommenswirkungen<br />
eines Sturms. Die direkten ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> bestehen<br />
in der physischen Zerstörung von <strong>Wald</strong>beständen und sind identisch mit den<br />
Vermögenswirkungen. Die indirekten ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> ergeben sich<br />
aus den Konsequenzen der physischen Zerstörung, sie entsprechen den Einkommenswirkungen<br />
des Sturms.<br />
2. In engem Zusammenhang mit dieser grundlegenden Unterscheidung steht die<br />
klare Trennung zwischen dem Ereignis selbst und der Ereignisbewältigung. So<br />
ist z.B. zu unterscheiden zwischen Strassenreparaturkosten, die durch das Räumen<br />
der Strasse entstehen, und jenen, die auf den Abtransport des Sturmholzes<br />
zurückgehen.<br />
3. Die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms sind gemäss der Differenzwertmethode<br />
zu quantifizieren: Die Vermögenswirkungen entsprechen der Differenz<br />
zwischen dem <strong>Wald</strong>vermögen vor Lothar und dem <strong>Wald</strong>vermögen nach Lothar.<br />
Die Einkommenswirkungen entsprechen der Differenz zwischen dem Referenzeinkommen,<br />
wie es ohne Lothar zu erwarten gewesen wäre, und dem Einkommen<br />
mit Lothar.<br />
4. Die Berechnung der Vermögens- und Einkommenswirkungen ist mit grossen<br />
Unsicherheiten verbunden, v.a. wegen der langen Produktionsdauer, die mit entsprechend<br />
unsicheren Erwartungen bzgl. zukünftiger Aufwendungen und Erträge<br />
verbunden ist. Diese Unsicherheiten sind methodisch mit Hilfe von Szenario-<br />
und Sensitivitätsanalysen zu berücksichtigen.<br />
5. Die Einkommens- und die Vermögenswirkungen eines Sturms dürfen aus methodischen<br />
Gründen nicht zu einer Gesamtschadensumme addiert werden. Dies<br />
hängt mit den ökonomischen Besonderheiten des <strong>Wald</strong>es zusammen, insbesondere<br />
mit der langen Produktionsdauer und der Identität von Produkt und Produktionsmittel.<br />
Bei den Vermögenswirkungen wird im Unterschied zu den Einkommenswirkungen,<br />
die wir über 6 Jahre berechnet haben, ein unendlicher Zeithorizont<br />
unterstellt, der mit entsprechend grösseren Unsicherheiten verbunden<br />
ist. Hinzu kommt, dass für die Berechnung der Einkommens- und der Vermögenswirkungen<br />
teilweise dieselben Daten verwendet werden: Zum einen zur<br />
Ermittlung von Stromgrössen (Einnahmen, Ausgaben) und zum anderen zur Ermittlung<br />
von Bestandesgrössen (Kapital). Bei einer Addition würden deshalb einige<br />
Effekte doppelt gezählt.<br />
6. Aus einer umfassenden Perspektive sollte zusätzlich zu den direkten <strong>Auswirkungen</strong><br />
(Vermögenswirkungen) und den indirekten <strong>Auswirkungen</strong> (Einkommenswirkungen)<br />
eine dritte Art von ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> eines Sturmereignisses,<br />
nämlich <strong>Auswirkungen</strong> höherer Ordnung, berücksichtigt werden:<br />
Diese beziehen sich auf strukturelle, technische und institutionelle Anpassungen,<br />
die durch den Sturm verstärkt oder ausgelöst werden.<br />
10 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I