LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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) Bei einer qualitativen Beurteilung aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist<br />
Lothar keine Katastrophe sondern ein eindrückliches Naturereignis, das die<br />
bestehenden Probleme der <strong>Wald</strong>wirtschaft verdeutlicht, von dem die<br />
Holzwirtschaft stark profitiert hat und das für den Bund und die Kantone<br />
hohe Kosten verursacht.<br />
Welche ökonomische Bedeutung hat Lothar im <strong>Wald</strong> – unter Berücksichtigung der<br />
<strong>Auswirkungen</strong> der effektiv gewählten Bewältigungsstrategie – für die verschiedenen<br />
Personen und Personengruppen? Wer gehört zu den GewinnerInnen, wer zu<br />
den VerliererInnen? Als erstes ist festzustellen, dass sich die effektive Bewältigungsstrategie<br />
nach Lothar weitgehend mit der MAX-Strategie deckt. Aus den bisherigen<br />
Überlegungen und aufgrund der uns bekannten Fakten ziehen wir folgende<br />
Schlüsse über die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Lothar (Tabelle 23):<br />
• Für viele Gruppen im betrachteten System, die potenziell betroffen sind, sind die<br />
<strong>Auswirkungen</strong> von Lothar im <strong>Wald</strong> vernachlässigbar. Zu diesen Gruppen zählen<br />
die Holzindustrie (ohne Sägewerke) und die KonsumentInnen von Holzprodukten<br />
(ohne Energieholz), aber auch die SpaziergängerInnen, JägerInnen und<br />
SportlerInnen, da das «Chaos im <strong>Wald</strong>» sehr schnell aufgeräumt wurde. Für vernachlässigbar<br />
halten wir im Weiteren die <strong>Auswirkungen</strong> auf die Luftqualität.<br />
• Die Schweizer <strong>Wald</strong>wirtschaft gehört aufgrund der negativen Vermögenswirkungen<br />
zwar zu den VerliererInnen von Lothar, sie ist insgesamt jedoch ökonomisch<br />
kaum schlechter gestellt als vor Lothar. Dies ergibt sich daraus, dass einerseits<br />
die negativen Vermögenswirkungen für den gesamten Schweizer <strong>Wald</strong><br />
klein sind, und andererseits die negativen Einkommenswirkungen vermutlich zu<br />
einem grossen Teil kompensiert wurden. Gemäss unserer Befragung haben 83%<br />
der öffentlichen WE und 38% der bäuerlichen WE eine öffentliche Unterstützung<br />
erhalten, wobei die mittlere Unterstützungssumme (Median) bei den<br />
öffentlichen WE 32'000 SFr. und bei den bäuerlichen WE 3'000 SFr. betrug.<br />
• Zu den eindeutigen GewinnerInnen zählen die Sägereien, die den Rohstoff Holz<br />
in grösserer Menge und deutlich billiger beschaffen konnten und diesen Preisvorteil<br />
nicht an die nachgelagerten Branchen weitergaben. Vom Sturm profitiert<br />
haben im Weiteren auch die Forstunternehmen und weitere vor- und nachgelagerte<br />
Branchen, die von einer Erhöhung des Auftragsvolumens profitierten. Zu<br />
den GewinnerInnen können trotz erhöhter Arbeitsbelastung auch das Forstpersonal<br />
und die Forstdienste gehören, deren Arbeitsplätze bei einer intensiven Bewältigungsstrategie<br />
kurzfristig weniger gefährdet sind. Der <strong>Wald</strong> als naturnaher<br />
Lebensraum und die Biodiversität bzw. die Menschen, die diese nachfragen, profitieren<br />
ebenfalls von Lothar. Schliesslich ergeben sich aufgrund vermehrter<br />
Gelder auch für die Forschung positive <strong>Auswirkungen</strong>.<br />
• Eine gemischte Bilanz ergibt sich für die eidgenössischen und kantonalen Forstbehörden.<br />
Positiv ist, dass die forstlichen Budgets erhöht wurden und die Arbeit<br />
dieser Behörden mit der gewählten intensiven Strategie legitimiert wird. Negativ<br />
ist, dass die Behörden erheblichem Druck verschiedener Interessengruppen ausgesetzt<br />
sind.<br />
156 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I