LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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nicht direkt Betroffenen auf Verständnis. Der Solidaritätsgedanke steht im Vordergrund<br />
und es besteht eine hohe Akzeptanz für staatliche Unterstützungsprogramme<br />
und Sofortmassnahmen. Es geht um «Fairness» und Gerechtigkeit; Überlegungen<br />
zur längerfristigen Effizienz der staatlichen Hilfe interessieren dagegen wenig<br />
(Freeman and Kunreuther 1997: 8).<br />
Staatliche Unterstützungsprogramme haben dabei nach Freeman und Kunreuther<br />
(1997: 10) zwei grosse Nachteile: Erstens tragen sie nicht dazu bei, dass das Risiko<br />
von Verlusten verringert wird. Zweitens subventionieren sie einzelne Individuen<br />
und Unternehmungen zu Lasten aller SteuerzahlerInnen. Staatliche Unterstützung<br />
kann sogar den Anreiz senken, eigene Risikovorsorge zu treffen (NRC 1999: 13,<br />
24). Zu solcher Risikovorsorge zählen insbesondere der Abschluss von privaten<br />
Versicherungen, aber auch andere Strategien zur Minderung oder Vermeidung von<br />
Risiken. Dieses sogenannte moralische Risiko 9 kann längerfristig dazu führen, dass<br />
die negativen ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> von Naturereignissen zunehmen.<br />
Noch besteht ein erhebliches Wissensdefizit hinsichtlich der Wirkungen von Naturereignissen<br />
im ökonomischen System. Dieses muss verringert werden, um staatliche<br />
Mittel zur Ereignisbewältigung, Schadensminderung und -prävention zielorientiert<br />
und kostenwirksam einsetzen zu können. Für eine Politik, die den Anspruch hat, ihre<br />
Entscheidungen rational zu treffen und zu begründen, sind möglichst zuverlässige<br />
und nachvollziehbare Informationen zu den ökonomisch relevanten <strong>Auswirkungen</strong><br />
unerlässlich. Verbesserte Entscheidungsgrundlagen können dazu beitragen,<br />
dass politische Massnahmen nicht nur der Befriedigung kurzfristiger Ansprüche<br />
dienen, sondern auch zielgerichtet die längerfristigen <strong>Auswirkungen</strong> berücksichtigen<br />
und steuern können (Kleindorfer et al. 1993: 387).<br />
2.3 Systematik der ökonomisch relevanten <strong>Auswirkungen</strong><br />
von Naturereignissen<br />
Eine erste Unterscheidung betrifft marktliche und nicht-marktliche <strong>Auswirkungen</strong><br />
von Naturereignissen. Von zentraler Bedeutung ist zweitens die Unterscheidung direkter<br />
und indirekter <strong>Auswirkungen</strong>. Die letzte Art von <strong>Auswirkungen</strong> betrifft diejenigen<br />
höherer Ordnung.<br />
2.3.1 Marktliche vs. nicht-marktliche <strong>Auswirkungen</strong><br />
Marktliche Effekte sind solche, die sich in Marktpreisen niederschlagen und also<br />
auch über Marktpreise gemessen und monetarisiert werden können. Dazu gehören<br />
nach einem Sturmereignis im <strong>Wald</strong> z.B. die Kosten für Räumung, Strassenreparatur<br />
oder Pflanzung. Naturereignisse sind aber auch mit bedeutenden nicht-marktlichen<br />
<strong>Auswirkungen</strong> verbunden. Dazu zählt eine grosse Vielfalt von <strong>Auswirkungen</strong>: To-<br />
9<br />
Moralisches Risiko bedeutet, dass ein Anreiz fehlt, in eigener Verantwortung notwendige Vorkehrungen<br />
zur Verhinderung unerwünschter Ergebnisse zu treffen (Varian 1996: 635).<br />
2 Theoretische Überlegungen zur Bewertung von Naturereignissen 27