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LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU

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Moralisches Risiko:<br />

Notfalls zahlen Bund<br />

und Kanton<br />

Verzögerung des<br />

Strukturwandels<br />

in der <strong>Wald</strong>wirtschaft<br />

Die Opportunitätskosten<br />

des öffentlichen<br />

Mitteleinsatzes<br />

Die Beantwortung dieser Fragen liefert wichtige Grundlagen, um bei einem zukünftigen<br />

Sturm die Massnahmen zur Sturmbewältigung zu optimieren.<br />

9.4.3 Längerfristige Effekte der Sturmbewältigung<br />

Bund und Kantone haben für die Sturmbewältigung annähernd 800 Mio. SFr. bereitgestellt.<br />

In einer umfassenden und zukunftsorientierten Betrachtung sind weitere<br />

mögliche Effekte dieser Unterstützungspolitik zu bedenken. Es sind dies das moralische<br />

Risiko, eine mögliche Verzögerung des Strukturwandels in der <strong>Wald</strong>wirtschaft<br />

sowie die Opportunitätskosten des öffentlichen Mitteleinsatzes.<br />

Ein grosser Nachteil staatlicher Unterstützungsprogramme zur Bewältigung von<br />

Naturereignissen besteht darin, dass sie wenig dazu beitragen, das Risiko zukünftiger<br />

Schäden zu verringern (Freeman and Kunreuther 1997). Dies, weil staatliche<br />

Unterstützung tendenziell das moralische Risiko erhöht. Moralisches Risiko (moral<br />

hazard) bedeutet, dass ein Anreiz fehlt, in eigener Verantwortung notwendige Vorkehrungen<br />

zur Verhinderung unerwünschter Ergebnisse zu treffen (Varian 1996).<br />

Die umfangreiche Hilfe bei der Sturmbewältigung kann dazu führen, dass Möglichkeiten<br />

zur Erhöhung der «Sturmfitness» der <strong>Wald</strong>wirtschaft – z.B. durch die Förderung<br />

von besser standortangepassten Baumarten im Rahmen der Naturverjüngung,<br />

durch den Abschluss einer Versicherung oder durch Äufnung eines Forstreservefonds<br />

– in geringerem Umfang realisiert werden. Die Erfahrung lehrt: notfalls zahlen<br />

Bund und Kanton.<br />

Die wirtschaftliche Lage der <strong>Wald</strong>wirtschaft, insbesondere die Rentabilität der<br />

Holzproduktion, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Schweiz trotz grossen<br />

Produktivitätssteigerungen kontinuierlich verschlechtert. Die Forstbetriebe stehen<br />

unter einem entsprechenden Anpassungsdruck. In der Forstwirtschaft besteht<br />

vielerorts Übereinstimmung, dass ein verstärkter Strukturwandel notwendig ist.<br />

Zwar sind auch in der Forstwirtschaft Strukturanpassungen festzustellen, ein deutlicher<br />

Strukturwandel, z.B. in Form einer deutlichen Abnahme der Anzahl Forstbetriebe,<br />

lässt sich aber auf Basis der Forststatistik nicht nachweisen. Naturereignisse<br />

wie der Sturm Lothar verstärken den Anpassungsdruck und fördern den Strukturwandel.<br />

Dieser kurzfristig schmerzliche Effekt kann deshalb mittel- bis langfristig<br />

durchaus positiv sein. Da öffentliche Mittel zur Sturmbewältigung den Anpassungsdruck<br />

mildern, können sie den laufenden Strukturwandel in der Forstwirtschaft<br />

behindern, was weder im längerfristigen Interesse der <strong>Wald</strong>wirtschaft noch<br />

der <strong>Wald</strong>politik ist.<br />

Die Verschuldung von Bund, Kantonen und Gemeinden ist in den 90er Jahren auf<br />

200 Milliarden SFr. angewachsen. Diese Schuldenlast ist nicht nur eine Hypothek<br />

für die jetzige, sondern besonders auch für zukünftige Generationen. Die wachsende<br />

Verschuldung ist Ausdruck davon, dass mit den öffentlichen Mitteln mehr Ansprüche<br />

befriedigt werden, als mit den laufenden Steuereinnahmen finanziert werden<br />

können. Die öffentlichen Haushalte leben über ihre Verhältnisse. Da die Mittel<br />

von Bund, Kantonen und Gemeinden zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben<br />

11 Literatur 165

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