LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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4.3.2 Kritische Diskussion<br />
Aus unserer Sicht ist die Berechnung einer Gesamtschadensumme durch die Addition<br />
der kurzfristigen Einkommenswirkungen und der Vermögenswirkungen problematisch.<br />
Wird das Ergebnis der Schadensbewertung in Baden Württemberg genauer<br />
betrachtet, so zeigt sich, dass die kurzfristigen <strong>Auswirkungen</strong> auf das Einkommen<br />
der <strong>Wald</strong>eigentümer nur einen Anteil von 4% der Gesamtschadensumme<br />
ausmachen: Der Vermögensverlust beträgt rund 1,2 Milliarden DM. Dem Gesamtaufwand<br />
von 1,3 Milliarden DM für die Bewältigung der Sturmschäden stehen Erlöse<br />
von 1,25 Milliarden DM gegenüber, die Einkommensverluste liegen somit bei<br />
ca. 50 Mio. DM.<br />
Insbesondere die Bewertung von <strong>Wald</strong>vermögen ist mit vielen Unsicherheiten verbunden,<br />
für eine Quantifizierung müssen deshalb zahlreiche Annahmen getroffen<br />
werden. Diese Unsicherheiten müssen unserer Meinung nach methodisch berücksichtigt<br />
werden, etwa im Rahmen von Szenarien und Sensitivitätsanalysen, in denen<br />
die relevanten Bestimmungsfaktoren des <strong>Wald</strong>vermögens systematisch variiert<br />
werden. Solche Überlegungen fehlen in der Methode der FVA Baden-Württemberg.<br />
Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch ein gewisses Missverhältnis zwischen<br />
dem methodischen Umgang mit Unsicherheit und dem Detaillierungsgrad der<br />
Schadenserhebung. Macht es Sinn, ganz genau Bescheid zu wissen über Baumarten,<br />
Altersklassen usw. (Bundeswaldinventur) und andererseits bei relevanten Bestimmungsfaktoren<br />
des Schadens nur mit einer Schätzung zu arbeiten (z.B. Forstschutz)?<br />
Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass für die Ermittlung des ökonomischen Schadens<br />
jeweils nicht nur die sturmbedingten Mehrkosten, sondern die gesamten Aufwendungen<br />
eingesetzt werden. So werden zum Beispiel die gesamten Aufwendungen<br />
für die Aufarbeitung des Sturmholzes und die gesamten Forstschutzkosten ab<br />
März 1990 bis Ende 1991 in die Berechnungen einbezogen. Damit wird implizit unterstellt,<br />
dass ohne die Stürme weder Nutzungs- noch Forstschutzkosten angefallen<br />
wären.<br />
4.4 Diskussion<br />
Nach Kroth (1985) ist in der forstwirtschaftlichen Literatur die Differenzwertmethode<br />
als adäquate Bewertungsmethode für Schadensermittlungen anerkannt. Bei<br />
dieser Methode wird der Zustand vor dem Schadensereignis mit dem Zustand danach<br />
verglichen. Dieser Grundsatz wird zwar in allen besprochenen Methoden beachtet,<br />
jedoch unterschiedlich konsequent umgesetzt. Die von uns gesichtete Literatur<br />
bestätigt, dass es keine einheitliche, allgemein akzeptierte Methode zur Bewertung<br />
von Sturmschäden im <strong>Wald</strong> gibt.<br />
46 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I