LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Boden<br />
einfall) (Lässig 2000: 58). Auf geräumten Flächen siedeln sich – wohl wegen des<br />
höheren Lichtangebotes – mehr Blütenpflanzen an als auf ungeräumten. Darüber<br />
hinaus folgen auf geräumten Flächen die Sukzessionsstadien schneller aufeinander<br />
als auf belassenen: den anfangs einjährigen Pflanzen folgen mehrjährige Büsche<br />
und Sträucher und diesen folgen Bäume. Andererseits weisen belassene bzw. grob<br />
geräumte Flächen einen höheren Nährstoffgehalt auf, was die Ansiedlung und das<br />
Wachstum von Pflanzen und Bäumen fördert. Lässig (2000: 59) folgert aus eigenen<br />
Studien und einer Analyse der Forschung zur Windwurfthematik, dass der für Natur<br />
und Landschaft beste Effekt erzielt wird, wenn in einer Region ein Teil der Windwurfflächen<br />
geräumt und der andere Teil belassen wird.<br />
Die <strong>Auswirkungen</strong> von Windwurf auf die regionale faunistische Biodiversität sind<br />
positiv, unabhängig davon, ob die Flächen geräumt werden oder nicht. Duelli et al.<br />
(2002) beobachten im von «Vivian» geworfenen Schweizer Fichtenwald – egal ob<br />
belassen oder geräumt – durchschnittlich 60% mehr Arten als im intakten Vergleichswald.<br />
Ausserdem konnten Wermelinger et al. bereits 1995 zeigen, dass es<br />
bezüglich der Anwesenheit von Rote Liste-Arten keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen geräumten und belassenen Flächen gibt. Die Zusammensetzung der faunistischen<br />
Artenvielfalt allerdings unterscheidet sich zwischen belassenem und geräumtem<br />
<strong>Wald</strong>: Auf belassenen Flächen finden Arten wie Pilze, Käfer und Wirbellose<br />
im Totholz ein günstiges Habitat, während die neu angesiedelten Blütenpflanzen<br />
auf geräumten Flächen viele Schmetterlinge anziehen. Duelli und Obrist (1999:<br />
197) folgern aus ihren faunistischen Studien für den Umgang mit Wurfholz: «Liegenlassen<br />
fördert die räumliche Strukturvielfalt besser – es hat gleichzeitig und<br />
kleinräumig etwas von allen Sukzessionsstufen; Aufräumen fördert die zeitliche<br />
Strukturvielfalt besser – es hat nacheinander grossräumig verschiedene Sukzessionsstufen.»<br />
Ideal ist ein regional kleinräumiges Mosaik von geräumten und ungeräumten<br />
Sturmflächen, eingebettet im intakten <strong>Wald</strong> (Duelli et al. 2002: 5).<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Windwürfe dynamische Entwicklungen in<br />
und zugunsten von naturnahen Lebensräumen auslösen und die floristische und<br />
faunistische Biodiversität erhöhen. Die aus naturschützerischer Sicht positivsten Effekte<br />
erzielt ein kleinräumiges Mosaik von liegengelassenen und geräumten Windwurfflächen,<br />
wobei auch die Räumungsintensität unterschiedlich sein kann, d.h. ein<br />
Nebeneinander von minimaler und maximaler Bewältigungsstrategie. Entscheidungskriterien<br />
über die Flächenbehandlung können bei vergleichbaren Flächen deren<br />
Zugänglichkeit sowie die Kosten der Räumung sein.<br />
Auf Sturmflächen wird der Humus schneller mineralisiert als in ungestörten Wäldern<br />
(vgl. weiter unten Abschnitt zu CO2). Durch die Mineralisierung des Humus<br />
und der Streu in Folge eines Sturmes werden neben CO2 auch viele weitere Pflanzennährstoffe<br />
freigesetzt, unabhängig von der gewählten Bewältigungsstrategie.<br />
Können diese nicht durch die Vegetation aufgenommen werden, so werden sie ausgewaschen.<br />
Das hohe Nährstoffangebot, verbunden mit der Freistellung, begünstigt<br />
das Ankommen einer neuen Bodenvegetationsdecke aus Pionierarten, die eine Wiederbegründung<br />
mit den angestrebten Baumarten erschweren kann (Burschel und<br />
8 Gesamtwirtschaftliche Beurteilung des Sturms Lothar 131