LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5.1.3 <strong>Ökonomische</strong> Besonderheiten der Holzproduktion<br />
Bei der Bewertung der <strong>Auswirkungen</strong> eines Sturms im <strong>Wald</strong> sind ökonomische Besonderheiten<br />
der Holzproduktion zu berücksichtigen, die dafür verantwortlich sind,<br />
dass sich die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> eines Sturms auf die Holzproduktion in<br />
hohem Ausmass von jenen auf andere Branchen unterscheiden:<br />
• Die «Holzernte» durch einen Sturm unterscheidet sich nicht grundsätzlich, sondern<br />
graduell von einer Normalnutzung. Die hauptsächlichen Unterschiede bestehen<br />
darin, dass die Holzqualität vermindert sein kann und dass die Holznutzung<br />
durch einen Sturm nicht zum wirtschaftlich optimalen Zeitpunkt geschieht.<br />
• Der geworfene <strong>Wald</strong>bestand ist im Unterschied zu anderen zerstörten Produktionsanlagen<br />
zu einem grossen Teil verwertbar, denn das Holz der geworfenen<br />
Bäume ist gleichzeitig ein Produkt. Dieser Effekt ist eine Folge der Identität von<br />
Produktionsmittel (Baum) und Produkt (Holz).<br />
• Die Wiederherstellung von geworfenen <strong>Wald</strong>beständen unterscheidet sich nicht<br />
grundsätzlich, sondern graduell von der Verjüngung nach Normalnutzung. Dies<br />
gilt insbesondere für <strong>Wald</strong>bestände, die zum Zeitpunkt des Sturms hiebsreif waren.<br />
Die Wiederherstellung solcher Sturmflächen kann als vorgezogene Verjüngung<br />
interpretiert werden.<br />
• Die Wiederherstellung von <strong>Wald</strong> nach einem Sturm oder nach einer Normalnutzung<br />
ist nur zum Teil das Ergebnis von Arbeits- und Kapitaleinsatz. Die Natur<br />
ist der wesentliche Produktionsfaktor im <strong>Wald</strong>: Unter mitteleuropäischen Verhältnissen<br />
entsteht an den meisten Standorten nach einem Sturm auch ohne<br />
menschliches Eingreifen wieder <strong>Wald</strong>.<br />
Diese Besonderheiten der Holzproduktion sind in zweifacher Hinsicht von Bedeutung<br />
für die Bewertung von Stürmen im <strong>Wald</strong>: Erstens haben sie zur Folge, dass die<br />
ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> von Stürmen im <strong>Wald</strong> tendenziell weniger schwer<br />
wiegen als die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> von Naturereignissen in anderen<br />
Branchen. Zweitens führen sie dazu, dass Methoden für die ökonomische Bewertung<br />
von Naturereignissen nicht unbesehen auf den <strong>Wald</strong> übertragen werden dürfen.<br />
5.2 Prinzipien des methodischen Vorgehens<br />
Die Sichtung der ökonomischen und forstwissenschaftlichen Literatur zur ökonomischen<br />
Bewertung von Naturereignissen allgemein und von Stürmen im <strong>Wald</strong> im<br />
Besonderen in den Kapiteln 2, 3 und 4 ergibt, dass es keine allgemein akzeptierte<br />
Standardmethode gibt. Aus der uns bekannten Literatur haben wir sechs Prinzipien<br />
zum methodischen Vorgehen hergeleitet.<br />
5.2.1 Erstes Prinzip:<br />
Unterscheidung zwischen direkten und indirekten <strong>Auswirkungen</strong><br />
Von grundlegender Bedeutung ist die Unterscheidung zwischen den direkten und<br />
den indirekten ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> eines Sturms im <strong>Wald</strong>. Die direkten<br />
50 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I