LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
werden hypothetische Märkte für die zu bewertenden Güter etabliert. Diese Methoden<br />
basieren also auf geäusserten Präferenzen, denen eine hypothetische Entscheidungssituation<br />
zugrunde liegt. Unter den direkten Methoden haben sich insbesondere<br />
die Methode der Individuellen Wohlfahrtsfunktion, die Conjoint Analyse und die<br />
Contingent Valuation Methode etabliert.<br />
Bei der ökonomischen Bewertung von Umweltgütern bestehen verschiedene methodische<br />
Schwierigkeiten. Häufig wird dabei zwischen Mess-, Informations-, Generationen-<br />
und Verteilungsproblemen unterschieden (Schulz und Schulz 1991:<br />
324f). Die genannten Bewertungsmethoden weisen darüber hinaus spezifische Vor-<br />
und Nachteile auf. Insbesondere die Wahrscheinlichkeit verzerrter Schätzergebnisse<br />
und der persönliche Einfluss der Forscherin bzw. des Forschers auf die monetären<br />
Grössen sind hier als Probleme zu nennen und können die interne Validität (Gültigkeit)<br />
der Ergebnisse negativ beeinflussen. Aus diesem Grund wird für einen vorsichtigen<br />
Einbezug von Bewertungsergebnissen in politische Entscheidungsprozesse<br />
plädiert (vgl. Hanley and Spash 1993).<br />
Darüber hinaus ist eine wohlfahrtsökonomische Bewertung von Lothar im Schweizer<br />
<strong>Wald</strong> ebenso wie diejenige anderer <strong>Wald</strong>schäden mit einer weiteren Schwierigkeit<br />
konfrontiert. Aufgrund der unterschiedlichen Bewertungskonzepte und Aussagenbereiche<br />
sind die Ergebnisse wohlfahrtsökonomischer Bewertungen trotz Verwendung<br />
eines monetären Massstabes nicht direkt gegen Einkommens- und Vermögensgrössen<br />
aufrechenbar. Angesichts der Methodenpluralität, der verschiedenen<br />
Verzerrungsmöglichkeiten der Messungen und der teilweise umstrittenen<br />
Grundannahmen einzelner Bewertungsmethoden gibt es noch keine ausreichend<br />
standardisierten, konsistenten und reliablen Bewertungsansätze, die eine umfassende<br />
Messung der Wohlfahrtseffekte erlauben würden (Sekot 2000: 59).<br />
Auch wenn die wohlfahrtsökonomische Bewertung von Sturmereignissen im <strong>Wald</strong><br />
somit an theoretische und praktische Grenzen stösst, so können doch exemplarisch<br />
Grössenordnungen aufgezeigt werden. Dem entscheidungsbezogenen Informationsbedürfnis<br />
der Politik ist mit dem konsistenten und transparenten Aufzeigen der<br />
Wirkungen von Lothar im ökonomischen System und mit dem Ansatz einer primär<br />
physisch fundierten monetären Bewertung der Einkommens- und Vermögenswirkungen<br />
vermutlich gut entsprochen.<br />
32 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I