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LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU

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Lange Produktionsdauer<br />

Naturkräfte als<br />

Produktionsfaktor<br />

Identität von Produkt und<br />

Produktionsmittel<br />

Grosse Vorratshaltung<br />

• Die Dauer des Produktionszeitraumes (Umtriebszeit) spielt eine wichtige Rolle<br />

bei der <strong>Wald</strong>bewertung, da der Wert zukünftiger Aufwendungen und Erträge<br />

vom betrachteten Zeitraum abhängt. Je länger die Produktionsdauer, desto geringer<br />

sind als Folge der Diskontierung zukünftige Erträge im Vergleich zu aktuellen<br />

Aufwendungen. Bei der langen Produktionsdauer im <strong>Wald</strong> ergeben sich<br />

zudem Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Daten, die für die Bestimmung<br />

von <strong>Wald</strong>werten nötig sind. So besteht grosse Unsicherheit über die zukünftige<br />

Nachfrage und damit über die zukünftigen Preise und Erträge. Die Langfristigkeit<br />

des Produktionsprozesses erhöht zudem abiotische und biotische Produktionsrisiken.<br />

Bei der <strong>Wald</strong>bewertung ist deshalb der langen Produktionsdauer<br />

durch die Wahl eines geeigneten Diskontsatzes und einer geeigneten Risikoprämie<br />

Rechnung zu tragen. Auch bei der Bewertung eines Sturms im <strong>Wald</strong> muss<br />

ein längerer Zeitraum betrachtet werden, da Folgeschäden durch Borkenkäfer<br />

und Folgewindwürfe noch mehrere Jahre nach dem Ereignis auftreten können.<br />

Zudem kann aufgrund der langen Produktionsdauer der ursprüngliche Zustand<br />

des <strong>Wald</strong>es auch mit grossem Aufwand nicht wiederhergestellt werden (im Unterschied<br />

zu industriellen Produktionsanlagen).<br />

• Die Rohholzerzeugung ist ein biologischer Prozess, der weitgehend unabhängig<br />

vom Einsatz zusätzlicher Produktionsfaktoren ist. Nach einem Sturm ist deshalb<br />

an vielen Standorten mit einem natürlichen Wiederaufkommen von <strong>Wald</strong> zu<br />

rechnen, wenn auch möglicherweise nicht in der gewünschten Zusammensetzung.<br />

Der grosse Stellenwert der Naturkräfte als Produktionsfaktor ermöglicht<br />

eine Wiederherstellung der «Produktionsanlage» <strong>Wald</strong> auch ohne den Einsatz<br />

von Arbeit und Kapital (im Unterschied zu industriellen Produktionsanlagen).<br />

• <strong>Wald</strong> ist sowohl Produkt als auch Produktionsmittel: Das Produktionsmittel<br />

Baum wird bei der Ernte in das Produkt Rohholz überführt. Diese Identität von<br />

Produkt und Produktionsmittel führt dazu, dass die Produktreife nicht eindeutig<br />

definiert werden kann. Das Holz junger Bestände ist ebenso verwertbar (z.B. als<br />

Industrieholz) wie das Holz älterer Bestände (Stammholz usw.). Diese Identität<br />

von Produkt und Produktionsmittel ist auch bei der ökonomischen Bewertung<br />

von Stürmen im <strong>Wald</strong> zu berücksichtigen. Einerseits zerstört ein Sturm den<br />

<strong>Wald</strong>bestand und damit das Produktionsmittel, andererseits fallen bei dieser Zerstörung<br />

verwertbare Produkte an (im Unterschied zur Zerstörung von industriellen<br />

Produktionsanlagen).<br />

• Im Verhältnis zum jährlichen Output an Holz ist der Vorrat an halbfertigen Erzeugnissen<br />

(heranwachsender Holzvorrat) sehr gross. Der Kapitalumschlag ist<br />

im Vergleich zu anderen Branchen sehr langsam. Diese Lebendlagerung von<br />

Holz im <strong>Wald</strong> ist zwar billig, aber mit entsprechenden Produktionsrisiken verbunden.<br />

Mit wachsenden Holzvorräten, z.B. aufgrund ungünstiger Preis- und<br />

Absatzbedingungen für Holz, wächst zudem das Schadenpotential.<br />

Diese ökonomischen Besonderheiten der Holzproduktion führen dazu, dass viele<br />

Faktoren, die den Bestandeswert beeinflussen, mit grosser Unsicherheit behaftet<br />

34 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I

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