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LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU

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Wie beeinflusst die Anordnung<br />

der Aufrüstung von<br />

Sturmholz die Preis- und<br />

Absatzverhältnisse?<br />

Wird die Aufrüstung von Sturmholz angeordnet, so werden Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

zweitrangig, da allfällige Defizite von Bund und Kantonen übernommen<br />

werden. Wird die Räumung in grossem Stil angeordnet, so steigt deshalb das Risiko<br />

eines Preiszerfalls. Nach Lothar haben viele Kantone die Aufrüstung von Sturmholz<br />

in grossem Umfang angeordnet. Von den ungefähr 11 Mio. m³ Sturmholz, die nach<br />

Lothar aufgerüstet wurden, wurden 62% (6,8 Mio. m³) nach Anordnung durch die<br />

Kantone aufgerüstet (BUWAL, Eidg. Forstdirektion 2002: 3). Der grösste Teil davon<br />

wurde subventioniert, was bedeutet, dass mindestens 54% (5,9 Mio. m³) des<br />

aufgerüsteten Sturmholzes subventioniert wurden.<br />

Angesichts dieser Zahlen stellen sich mehrere Fragen: 1. Hätten sich die Preis- und<br />

Absatzverhältnisse ohne Anordnung der Aufrüstung günstiger entwickelt? 2. Wurde<br />

das Sturmholz, das ohne Anordnung geräumt wurde, kostendeckend geräumt? 3.<br />

Wäre das Sturmholz, dessen Räumung angeordnet wurde, auch ohne Anordnung<br />

geräumt worden? 4. Welche Ziele verfolgten die Kantone mit der Anordnung?<br />

Wurde die Räumung angeordnet, weil die Kantone befürchteten, dass das Holz<br />

sonst liegengeblieben wäre mit entsprechenden Folgeschäden (Lenkungsziele)?<br />

Oder wurde die Räumung angeordnet, um die WE finanziell unterstützen zu können<br />

(Verteilungsziele)? 5. Wer hat vor allem von der Subventionierung der Aufrüstung<br />

profitiert?<br />

1. Gemäss unserer Hypothese hätten sich die Preis- und Absatzverhältnisse nach<br />

Lothar ohne die Anordnung der Aufrüstung von Sturmholz in grossem Umfang<br />

günstiger entwickelt, da die WE gezwungen gewesen wären, wirtschaftliche<br />

Überlegungen stärker zu berücksichtigen. Eine weitere Überprüfung dieser<br />

Hypothese ist dringend nötig.<br />

2. Wenn das Sturmholz, das ohne Anordnung geräumt wurde, kostendeckend geräumt<br />

worden ist, so stellt sich die Frage, weshalb es im einen Fall möglich war<br />

und im anderen nicht. Wurde das Sturmholz jedoch nicht kostendeckend geräumt,<br />

so ergibt sich das Problem, dass die WE ungleich behandelt wurden.<br />

3. Wenn das Sturmholz, dessen Räumung angeordnet wurde, auch ohne Anordnung<br />

geräumt worden wäre, so stellt sich die Problematik von Mitnahmeeffekten.<br />

Nach Schätzung von Hammer et al. (2002: 98) waren die Subventionen z.B.<br />

in den Kantonen Bern und vor allem Waadt mit bedeutenden Mitnahmeeffekten<br />

verbunden.<br />

4. Für die Beurteilung dieser Mitnahmeeffekte ist es wichtig, die Ziele der Kantone<br />

zu kennen. Stehen Lenkungsziele im Vordergrund, so sind Mitnahmeeffekte negativ<br />

zu beurteilen, da sie gleichbedeutend sind mit einem ineffizienten Mitteleinsatz<br />

von Bund und Kantonen. Stehen jedoch Verteilungsziele im Vordergrund,<br />

so sind Mitnahmeeffekte weniger problematisch.<br />

5. Es sind primär die Sägereien, die von den Beiträgen für die Aufrüstung des<br />

Sturmholzes profitiert haben, d.h. die Beiträge stellen eine indirekte Subventionierung<br />

der Sägereien dar. Die Begründung ist folgende: Ohne die deutliche<br />

Subventionierung der Aufrüstung wären wirtschaftliche Argumente beim Räumen<br />

wichtiger gewesen. Es wäre weniger Sturmholz geräumt worden, die Preise<br />

wären weniger gesunken und die Sägereien hätten den Rohstoff nicht so billig<br />

einkaufen können.<br />

164 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I

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