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LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU

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wirtschaft. Einerseits ist zu beachten, dass sich die ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong><br />

von Stürmen im <strong>Wald</strong> aufgrund ökonomischer Besonderheiten der Holzproduktion<br />

grundsätzlich von den ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> von Naturereignissen für andere<br />

Branchen unterscheiden, andererseits ist das Ausmass von Lothar zu gering, um<br />

auf aggregierter Ebene längerfristige negative Einkommenswirkungen auszulösen.<br />

Die ökonomischen Besonderheiten der Holzproduktion relativieren die ökonomischen<br />

<strong>Auswirkungen</strong> von Stürmen aus folgenden Gründen:<br />

• Die «Holzernte» durch einen Sturm unterscheidet sich nicht grundsätzlich, sondern<br />

graduell von einer Normalnutzung. Die hauptsächlichen Unterschiede bestehen<br />

darin, dass die Holzqualität vermindert sein kann und dass die Holznutzung<br />

durch einen Sturm nicht zum waldbaulich oder wirtschaftlich optimalen<br />

Zeitpunkt geschieht. Beides kann zu einer Verminderung des durchschnittlichen<br />

Ertrags je m³ führen. Beim Aufwand ist das Vorzeichen nicht a priori eindeutig:<br />

Die Räumung von Sturmflächen kann sowohl mit einem grösseren als aus einem<br />

kleineren durchschnittlichen Aufwand je m³ verbunden sein. Gemäss Forststatistik<br />

war der durchschnittliche Aufwand je m³ nach Lothar kleiner, gemäss BAR<br />

gleich gross.<br />

• Ein geworfener <strong>Wald</strong>bestand ist im Unterschied zur Zerstörung von anderen<br />

Produktionsanlagen zu einem grossen Teil verwertbar, denn ein Baum ist nicht<br />

nur Produktionsmittel, sondern auch Produkt (Holz). Obwohl der durchschnittliche<br />

Ertrag je m³ sinkt, ist nach einem Sturm zu erwarten, dass der aggregierte<br />

Ertrag aufgrund der höheren Holzmenge zunimmt 65 . Die Identität von Produkt<br />

und Produktionsmittel bedeutet deshalb, dass in der Forstwirtschaft die negativen<br />

Vermögenswirkungen eines Sturms durch den Verkauf von Sturmholz teilweise<br />

kompensiert werden können. Gerade dies war allerdings in der Schweiz<br />

nach Lothar nicht der Fall. Da das Sturmholz nicht kostendeckend geräumt wurde<br />

– das durchschnittliche Defizit betrug bei den öffentlichen WE gemäss Forststatistik<br />

30 SFr. je m³ – wurden die negativen Vermögenswirkungen des Sturms<br />

sogar noch verstärkt.<br />

• Die Wiederherstellung von geworfenen <strong>Wald</strong>beständen unterscheidet sich nicht<br />

grundsätzlich, sondern graduell von der Wiederverjüngung nach Normalnutzung.<br />

Dies gilt insbesondere für <strong>Wald</strong>bestände, die zum Zeitpunkt des Sturms<br />

hiebsreif waren. Nach Modellrechnungen der WSL waren über 80% der geworfenen<br />

Bäume über 100 Jahre alt, d.h. sie waren überwiegend hiebsreif. Die Wiederherstellung<br />

dieser Sturmflächen kann deshalb zu einem grossen Teil als vorgezogene<br />

Verjüngung interpretiert werden. Diese kann aufgrund einer erschwerten<br />

Naturverjüngung mit einem höheren Aufwand verbunden sein, als es nach<br />

einer Normalnutzung der Fall gewesen wäre.<br />

• Die Wiederherstellung von <strong>Wald</strong> nach einem Sturm oder nach einer Normalnutzung<br />

ist nur zum Teil das Ergebnis menschlicher Anstrengungen, d.h. des Einsatzes<br />

von Arbeit und Kapital. Die Natur ist der wesentliche Produktionsfaktor<br />

im <strong>Wald</strong>. Daraus folgt, dass an den meisten Standorten nach einem Sturm auch<br />

65 Diese Annahme wird durch eine Analyse der Betriebsergebnisse österreichischer Forstbetriebe nach<br />

dem Windwurf 1990 bestätigt (vgl. Sekot 2002).<br />

154 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I

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