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LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU

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Self-fulfilling prophecy?<br />

dieses individuell durchaus rationalen Verhaltens, war ein schneller Preiszerfall.<br />

Das Dilemma besteht also darin, dass individuell rationales Handeln kollektiv irrational<br />

sein kann. Es kann sich ein ineffizientes Ergebnis einstellen, z.B. niedrige<br />

Preise für Holz oder hohe Kosten für die Aufrüstung. Dies führt zu einer weiteren<br />

Verschlechterung des Aufwands-/Ertragsverhältnis für den einzelnen WE 69 .<br />

Ein hoher Holzpreis kommt allen WE zugute, unabhängig davon, ob sie durch entsprechendes<br />

zurückhaltendes Angebotsverhalten dazu beitragen oder nicht. Bei individuell<br />

rationalem, d.h. gewinnmaximierendem (oder kostenminimierendem)<br />

Verhalten hat der einzelne WE ein geringes Interesse daran, sein Angebot zurückzuhalten<br />

und das Sturmholz liegen zu lassen. Denn dadurch verzichtet er auf den<br />

Erlös, der ihm entstehen würde, wenn er möglichst schnell, d.h. bevor die Preise zu<br />

stark sinken, möglichst viel Holz verkauft. Auch die Autoren des <strong>Wald</strong>schaden-<br />

Handbuches weisen auf dieses Problem hin und rufen die WE zur Solidarität auf<br />

und zu enger Zusammenarbeit mit dem Forstdienst und den Verbänden (BUWAL,<br />

Eidg. Forstdirektion 1993: 401).<br />

9.4.2 Einfluss der Politik auf den Holzpreis<br />

Die Politik beeinflusst mit ihren Massnahmen das wirtschaftliche Verhalten der<br />

verschiedenen Akteure am Holzmarkt und damit auch den Holzpreis. Umgekehrt<br />

versuchen auch die betroffenen Akteure ihre Interessen in Politik und Verwaltung<br />

mit entsprechendem Lobbying durchzusetzen.<br />

Die Eidgenössische Forstdirektion rechnete von Anfang an mit grossen Defiziten<br />

bei der Räumung des Sturmholzes. Bei ihren Prognosen stützte sie sich dabei vor<br />

allem auf die Erfahrungen mit dem Sturm Vivian im Jahr 1990. Die Prognosen der<br />

Eidg. Forstdirektion waren die wesentliche Grundlage zur Berechnung der erforderlichen<br />

öffentlichen Mittel zur Bewältigung von Lothar. Entsprechend beruhten die<br />

Finanzierungsbeschlüsse des Parlamentes von Anfang an auf der Annahme einer<br />

defizitären Räumung des Sturmholzes.<br />

Hinzu kommt, dass die Holzmarktkommission (HMK) bereits im Januar 2000 tiefe<br />

Richtpreise für Sturmholz festlegte (HMK, 27.1.2000). Offenbar ging auch die<br />

HMK davon aus, dass eine kostendeckende Räumung eher nicht möglich ist. So<br />

schreibt die HMK wenige Tage nach Lothar in ihren Empfehlungen: «Die Marktpartner<br />

haben ein grosses Interesse daran, dass das anfallende Holz nicht sofort zu<br />

tiefen Preisen verschleudert wird» (HMK 5.1.2000). Diese Formulierung suggeriert,<br />

dass Schleuderpreise unvermeidbar sein werden.<br />

Die Ergebnisse der Sturmbewältigung bestätigen die Einschätzungen der Holzmarktkommission<br />

(HMK) und der Eidg. Forstdirektion. In ihrer Mitteilung vom 6.<br />

April 2000 schreibt die HMK, dass sich die Preise für Sturmholz im Rahmen der<br />

69 Diese Art von Dilemma ist verwandt mit dem sogenannten Gefangenendilemma, einem klassischen<br />

Modell der Spieltheorie (siehe z.B. Weimann 1995; Feess 1998).<br />

162 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I

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