LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
LOTHAR. Ökonomische Auswirkungen. Wald - BAFU
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Welche politischen Massnahmen<br />
sind notwendig<br />
und wie sind sie konkret<br />
auszugestalten, um einen<br />
Sturm wie Lothar effizient<br />
zu bewältigen?<br />
Ergebnis III: Unsere Schätzungen zu den ökonomischen <strong>Auswirkungen</strong> von Lothar<br />
im <strong>Wald</strong> weisen daraufhin, dass die indirekten <strong>Auswirkungen</strong> grösser sind als die<br />
direkten <strong>Auswirkungen</strong> 71 . Aus der Literatur zur ökonomischen Bewertung von Naturereignissen<br />
ist zwar bekannt, dass die indirekten <strong>Auswirkungen</strong> die direkten<br />
übertreffen können (vgl. Kapitel 2). Bei Stürmen im <strong>Wald</strong> ist dieses Ergebnis aufgrund<br />
der ökonomischen Besonderheiten der Holzproduktion jedoch eher nicht zu<br />
erwarten: Zum einen, weil Sturmholz verkauft werden kann und damit eine kurzfristig<br />
positive Einkommenswirkung durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen<br />
liegt. Zum anderen, weil sich die Wiederherstellungskosten nach einem Sturm nicht<br />
grundsätzlich, sondern graduell von denjenigen nach Normalnutzung unterscheiden<br />
und deshalb bei einer Anwendung des Differenzwertansatzes nur zusätzliche Kosten<br />
berücksichtigt werden dürfen.<br />
Empfehlung III: Das Ziel politischer Massnahmen darf nicht nur in der Vermeidung<br />
von Folgeschäden (sekundäre direkte <strong>Auswirkungen</strong>) bestehen. Ebenso<br />
wichtig ist es, die indirekten <strong>Auswirkungen</strong> (Einkommenswirkungen) eines<br />
Sturms möglichst gering zu halten.<br />
Ergebnis IV: Unsere zentrale These lautet, dass der grösste Schaden für die Schweizer<br />
<strong>Wald</strong>wirtschaft nicht durch den Sturm direkt entstanden ist, sondern indirekt<br />
durch den darauf folgenden Preiszerfall auf den Holzmärkten, der sowohl direkt als<br />
auch nicht direkt betroffene <strong>Wald</strong>eigentümerInnen traf. Daraus schliessen wir, dass<br />
der Schaden durch die Art und Weise der Ereignisbewältigung vergrössert werden<br />
kann und den konkreten Massnahmen eine sehr grosse Bedeutung zukommt.<br />
Empfehlung IV: Für die Zukunft ist zu klären, welche prioritären Zielsetzungen<br />
bei der Ereignisbewältigung verfolgt werden. Soll möglichst alles Sturmholz<br />
einer Verwendung zugeführt werden unter Inkaufnahme von zusätzlichen negativen<br />
Einkommenswirkungen für die <strong>Wald</strong>wirtschaft oder besteht das prioritäre<br />
Ziel in der Minimierung der negativen Einkommenswirkungen unter Inkaufnahme,<br />
dass ein grosser Teil des Sturmholzes im <strong>Wald</strong> liegen bleibt? Soll mit<br />
einer intensiven Borkenkäferbekämpfung das Ausmass der Folgeschäden minimiert<br />
werden unter Inkaufnahme von zusätzlichen negativen Einkommenswirkungen<br />
oder soll mit einer extensiven und gezielten Bekämpfung eine ökonomisch<br />
optimale Folgeschädenprävention betrieben werden 72 ?<br />
71<br />
Der unserer Ansicht nach unter plausiblen Annahmen ermittelte Wert für die indirekten <strong>Auswirkungen</strong><br />
(Einkommenswirkungen) beträgt 284 Mio. SFr. Da sich diese Schätzung nur auf die öffentlichen<br />
<strong>Wald</strong>eigentümerInnen bezieht, stellt sie eine untere Grenze dar. Der aus unserer Sicht plausible Wert<br />
für die direkten <strong>Auswirkungen</strong> (Vermögenswirkungen) liegt bei 225 Mio. SFr. und ist somit tiefer.<br />
72<br />
Ökonomisch optimal heisst, dass der Grenzaufwand gleich dem Grenzertrag der Bekämpfung ist.<br />
Neue Forschungserkenntnisse nach den Erfahrungen mit Vivian bestätigen, dass es für eine wirksame<br />
und effiziente Prävention nicht zielführend ist, möglichst schnell, möglichst viel Holz zu räumen,<br />
sondern dass es dazu gezielte Eingriffe in stark gefährdeten Beständen mit hohem Schadenpotenzial<br />
168 <strong>LOTHAR</strong> <strong>Ökonomische</strong> <strong>Auswirkungen</strong> des Sturms Lothar im Schweizer <strong>Wald</strong> – Teil I